Vierfachmord in Rotenburg Polizei informierte Waffenbehörde nicht über Soldaten
05.03.2024, 20:44 Uhr Artikel anhören
Einfamilienhaus mit Polizeiabsperrung: einer der beiden Tatorte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ein 32-jähriger Bundeswehrsoldat erschießt vier Menschen aus dem nächsten Umfeld seiner Ehefrau. Offenbar will er sie für die Trennung bestrafen. Dass der Mann gefährlich ist, wusste die Polizei. Bei der Waffenbehörde kam die Information allerdings nicht rechtzeitig an.
Nach den tödlichen Schüssen eines Bundeswehrsoldaten im niedersächsischen Kreis Rotenburg gibt es Hinweise auf eine Polizeipanne. Dass von dem Mann eine Gefahr ausging, wusste die örtliche Waffenbehörde nicht, obwohl die Ex-Partnerin laut Polizei wenige Tage vor der Tat Anzeige wegen Bedrohung gegen ihn gestellt hatte, wie das Nachrichtenportal t-online schreibt. Nach Angaben des Landkreises Rotenburg habe es die Polizei dann versäumt, die zuständige Waffenbehörde über die Gefahr zu informieren.
"In den Unterlagen finden sich keinerlei Hinweise auf eine mögliche Bedrohung durch den Täter, eine Strafanzeige von Seiten der Polizei liegt dem Landkreis nicht vor", sagte eine Sprecherin des Landkreises dem Portal auf Anfrage. Hätte diese Warnung vorgelegen, hätte die Waffenbehörde dem späteren Täter mit Verweis auf Paragraf 41 des Waffengesetzes die Waffen wegnehmen können. Die Polizei äußerte sich bislang nicht zu der Frage, warum die Meldung unterblieb.
Der 32-jährige Soldat soll in der Nacht zum Freitag den neuen Freund seiner in Trennung lebenden Ehefrau und dessen Mutter im niedersächsischen Scheeßel getötet haben. Anschließend soll er im wenige Kilometer entfernten Bothel eine Freundin seiner Ex-Partnerin und deren dreijähriges Kind erschossen haben. Die Ermittler vermuten, dass der Schütze seine Frau habe bestrafen wollen, indem er ihr nahestehende Menschen tötete.
Gefährderansprache kurz vor der Tat
Die Behörden hatten zuvor bereits mitgeteilt, dass die Noch-Ehefrau gemeinsam mit ihrem neuen Freund Hilfe gesucht und den Verdächtigen wegen Bedrohung angezeigt hatte. "Die beiden sind vor Kurzem bei uns gewesen", räumte ein Polizeisprecher am Sonntag ein. Grund sei ein Streit um die neue Beziehung gewesen.
Noch am selben Tag fand nach Angaben der Ermittler eine sogenannte Gefährderansprache statt. Polizisten hätten dem 32-Jährigen die Situation erklärt und mögliche Konsequenzen geschildert. "Hierbei ergaben sich keine weiteren Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Eskalation des Konflikts", hieß es dazu.
Die Staatsanwaltschaft kündigte an, in einem eigenen Verfahren zu prüfen, ob der Verdächtige das Paar tatsächlich im Vorfeld der Tat bedroht hatte. Außerdem soll eine unabhängige Stelle die Geschehnisse und die Maßnahmen der Polizei überprüfen.
Quelle: ntv.de, mau