Panorama

Iglus für den Pandemie-Winter Restaurants lösen Corona-Problem kreativ

Wer im Glashaus sitzt, soll in Corona-Zeiten unbesorgt auswärts speisen können - wie in den "Poststuben" in Bensheim.

Wer im Glashaus sitzt, soll in Corona-Zeiten unbesorgt auswärts speisen können - wie in den "Poststuben" in Bensheim.

(Foto: S. Schmittenhelm)

Eigentlich ist es schon zu ungemütlich, um draußen zu sitzen. Rein wollen viele Gäste aber auch nicht. Immer mehr Restaurantbesitzer werden deshalb kreativ und stellen im Außenbereich Minigewächshäuser, Plastik-Iglus oder beheizte Bänke auf.

Vor dem Eingang der "Poststuben" in Bensheim südlich von Frankfurt am Main stehen neuerdings zwei kleine Glashäuser. Sie sind sechs Quadratmeter groß, das reicht so gerade für einen Vier-Personen-Tisch. An der Decke hängen Lichterketten. Die Stühle sind mit Schaffellen bedeckt, in den Ecken sorgen rustikale Gartenlaternen für Atmosphäre. Und warm ist es auch, dank Halogenheizstrahlern.

Sonja Schittenhelm, die Betreiberin der "Poststuben", hat die Idee aus Amsterdam: Dort hatte sich ein Restaurant im Sommer fünf solcher Mini-Gewächshäuser vor die Tür gestellt, in denen einzelne Gästegruppen unter sich sind. Das Essen wurde den Gästen auf langen Brettern hineingereicht, ganz Corona-konform. "Da dachte ich mir, das ist doch auch für den Winter toll", erzählt Restaurantchefin Schittenhelm. Schließlich kann man in Glashäusern draußen sein und trotzdem drinnen.

Heizkörper zu Bänken - das "Café März" in Berlin will seinen Gästen im Freien wenigstens einen warmen Po bieten.

Heizkörper zu Bänken - das "Café März" in Berlin will seinen Gästen im Freien wenigstens einen warmen Po bieten.

(Foto: RTL)

Seit dem 1. September sind die Glashäuser bei ihr nun in Betrieb und seitdem oft ausgebucht, sagt die Chefin. Heute sitzt Klaus Speißer mit seiner Familie in der ungewöhnlichen Location. "Es ist eine super Atmosphäre, schön warm und schön separat von den anderen Gästen. Man muss sich gar keine Gedanken mehr um das Thema Corona machen." Mit einer so guten Resonanz hätte Schittenhelm gar nicht gerechnet. Jetzt überlegt sie schon, wo noch Platz für weitere Glashäuser wäre.

Beheizte Bänke Marke Eigenbau

Mirko Meuche, Betreiber des "Café März" in Berlin, hat sich auch etwas für die kalte Saison überlegt. Dafür ist er sogar handwerklich aktiv geworden: Damit seine Gäste draußen wenigstens einen warmen Po haben, hat der Gastwirt kurzerhand mehrere Heizkörper aufgebaut, inklusive Heizkessel. Um die Heizkörper herum hat er Sitzbänke geschreinert. "Die Idee hatte ich schon seit drei Jahren, hat sich aber vorher nie wirklich gelohnt, und jetzt mit dem Corona-Winter war es der perfekte Zeitpunkt." Auf den warmen Holzkonstrukten können die Gäste nun bis zum Abend mit Abstand sitzen und Getränke genießen. Der Vorteil gegenüber Heizpilzen: Die Anlage erzeugt weit weniger CO2. Außerdem kommt die angewärmte Luft von unten und kann sich so unter der Jacke sammeln.

Lüften auch im Winter: Im "Pier 6" dürfen und sollten die Gäste daher ihre dicken Jacken auch am Tisch anbehalten.

Lüften auch im Winter: Im "Pier 6" dürfen und sollten die Gäste daher ihre dicken Jacken auch am Tisch anbehalten.

(Foto: Pier 6)

15 Autominuten entfernt, im Berliner Restaurant "Gendarmerie", setzt man ebenfalls auf Wärme von unten. Hier allerdings mittels Heizkissen. Der Clou: Ein Sensor schaltet das Kissen erst ein, wenn sich jemand daraufsetzt. Steht der Gast auf, schaltet sich die Heizeinheit wieder ab. So kommt man mit den vier Stunden Akkulaufzeit auch fast über den Abend. "Die Kissen sehen dazu noch gut aus und bieten Sitzkomfort", erklärt die Geschäftsführerin des Restaurants, Anna Maaß.

Das "Pier 6" in Bremerhaven verfolgt ein besonders kostengünstiges Konzept. Hier holt man das Draußen nach drinnen: Man werde die Räumlichkeiten auch bei tieferen Temperaturen ständig lüften, so die Mitteilung an die Gäste. Da der Betreiber aus hygienischen Gründen keine Decken ausgeben dürfe, sollten die Gäste bitte ihre Jacken mit an den Tisch nehmen und sich von zu Hause Wolldecke oder Umhang mitbringen.

Luxusjurten für 680 Euro den Abend

Nicht billig, aber exklusiv: Im "Maxwell's" sichern Plastik-Jurten ein bisschen Restaurant-Feeling.

Nicht billig, aber exklusiv: Im "Maxwell's" sichern Plastik-Jurten ein bisschen Restaurant-Feeling.

(Foto: Instagram.com/maxwellsislip)

Dass es auch luxuriöser und gleichzeitig teurer geht, zeigen zwei Restaurants in den USA: Das "Maxwell's" in Islip im Bundesstaat New York hat farbenfroh beleuchtete Plastik-Iglus aufgestellt, in denen bis zu acht Menschen dinieren können. Allerdings kostet eine zweistündige Buchung umgerechnet knapp 130 Euro - darin inkludiert sind die erste Runde Getränke und ein eigener Kellner.

Noch hochpreisiger wird es im Restaurant "Aurum Food & Wine" in Colorado: Dort stellt man im Innenhof demnächst beheizte Jurten auf, eine Luxus-Version der traditionellen Rundzelte von Nomaden. Auch hier finden bis zu acht Personen an einem Rundtisch Platz. Über den Köpfen öffnen sich die Stoffwände zu einem Glasdach und geben den Blick auf den Himmel frei. Pro Abend wird das Zelt nur von einer Gästegruppe belegt, so das Versprechen. Der Haken: Die Buchung der Jurte ist mit einem Mindestverzehr von umgerechnet 430 Euro verbunden, am Wochenende werden sogar 680 Euro verlangt. Dafür bekommt man dann aber auch eine Winterjacke geliehen - frisch desinfiziert natürlich.

Quelle: ntv.de

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