Panorama

"Größte Party der Welt" Rio tanzt wieder - Karneval im Sambodrom

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Im Sambodrom wird bis in die Morgenstunden getanzt.

Im Sambodrom wird bis in die Morgenstunden getanzt.

(Foto: IMAGO/Fotoarena)

Nach den Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist der Karneval in Rio mit voller Kraft zurück. 2023 bricht die Stadt offiziell mit dem ungeschriebenen Gesetz einer unpolitischen Party: Der Bürgermeister der Metropole fordert nach dem Sturm aufs Regierungsviertel, einen "Karneval der Demokratie" zu feiern.

Knappe Kostüme, fantasievolle Wagen, begeisternde Rhythmen: In Rio haben die weltberühmten Umzüge im Sambodrom die Zuschauer mitgerissen. Die Sambaschulen widmeten ihre Umzüge am Freitag und Samstag dabei etwa der Geschichte des Wettbewerbs, afrikanischen Gottheiten und dem Amazonasgebiet. Mit der Schule "Arranco do Engenho de Dentro" defilierte zum ersten Mal ein Mann als Fahnenträger. Die zwölf Top-Schulen treten am Sonntag und Montag bis in den frühen Morgen auf.

Gewürdigt wurden unter anderem bekannte Samba-Komponisten und -Sänger. Zehntausende auf den Tribünen und in Logen sowie Millionen vor dem Fernseher in Brasilien und weltweit verfolgen für gewöhnlich die Umzüge auf dem überdimensionalen Laufsteg. Auch in anderen brasilianischen Metropolen wie Recife, Salvador und São Paulo begeisterte der Karneval die Massen.

Zehntausende verfolgen auf Tribünen das bunte Treiben.

Zehntausende verfolgen auf Tribünen das bunte Treiben.

(Foto: IMAGO/Fotoarena)

Der Karneval von Rio gilt als "größte Party der Welt". Die Stadt erwartet Einnahmen von umgerechnet rund 810 Millionen Euro, die Tourismus-Agentur Riotur bis zu 5,5 Millionen Karnevalsfans in der Stadt. Die Hotels verzeichneten eine Auslastung von 91,5 Prozent. Nach zwei Jahren, in denen die Corona-Pandemie das Fest verhindert oder eingeschränkt hatte, sagte Bürgermeister Eduardo Paes: "Dank der Wissenschaft, der Medizin, des öffentlichen Gesundheitssystems und derjenigen, die sich geimpft haben, können wir wieder das Leben feiern, uns im Karneval von Rio treffen."

In den vergangenen beiden Jahren war der Straßenkarneval abgesagt worden, die Umzüge im Sambodrom hatten nach einer Verschiebung zumindest im April 2022 schon einmal wieder stattgefunden. Nun ist der Karneval mit voller Kraft zurück.

Hunderte Umzüge hat die Stadtverwaltung genehmigt.

Hunderte Umzüge hat die Stadtverwaltung genehmigt.

(Foto: IMAGO/Fotoarena)

445 Umzüge von Karnevalsgruppen - sogenannten Blocos - genehmigte die Stadt in dieser Saison - von Nachbarschaftsgruppen bis zu Mega-Blocos, die wie am Samstag im Zentrum Hunderttausende anziehen. Es gebe viel unterdrückte Energie aus den vergangenen Jahren, sagte Fernando Pellon. Er gehe mit seiner Partnerin bevorzugt am frühen Morgen zu den Blocos. Auf der Südhalbkugel ist Hochsommer, derzeit ist es besonders heiß - die gefühlten Temperaturen können etwa wegen der Luftfeuchtigkeit gar bei über 50 Grad liegen.

Aber der Karneval von Rio ist auch mehr als heiße Party: Nach dem Sturm auf das Regierungsviertel in Brasília am 8. Januar rief Bürgermeister Paes den "Karneval der Demokratie" aus. Es sei notwendig, die Demokratie zu feiern, sagte Paes bei der Eröffnung am Freitag. Ein ungeschriebenes Gesetz besagt eigentlich, dass die Umzüge im Sambodrom nicht allzu politisch sein dürfen.

Es ist der erste Karneval ohne Einschränkungen seit Ausbruch der Pandemie.

Es ist der erste Karneval ohne Einschränkungen seit Ausbruch der Pandemie.

(Foto: IMAGO/Fotoarena)

Jede Sambaschule nimmt mit in eine andere Welt - für gewöhnlich in eine, in der alles in Ordnung ist. Die Schule "Acadêmicos de Vigário Geral" etwa nahm mit dem Thema "Die Fantasie - Fabrik der Freude" viele mit in die Kindheit. Politische Kommentare gab es aber in den vergangenen Jahren auch, die Siegerschule "Mangueira" 2020 etwa kritisierte die Regierung des damaligen Präsidenten Jair Bolsonaro.

Die Blocos bilden seit jeher einen parallelen Karneval zu den streng reglementierten Umzügen, bei denen eine Jury wie beim Eiskunstlauf Noten vergibt. In diesem Jahr sind sie allerdings ebenfalls auffallend organisiert: Sie hatten viel Zeit zur Vorbereitung. Die Spontanität haben die Blocos sich aber auch bewahrt. In sozialen Gruppen tauschten sich Fans aus, wo ein bestimmter Bloco sich gerade aufhielt. "Wir schauen ständig, um zu so vielen Blocos wie möglich zu gehen", sagte Samara Curi. "Wir haben gedacht, dass die Leute nach der Pandemie entmutigt sein würden. Aber es hat sich nichts geändert. Das ist großartig."

Quelle: ntv.de, Martina Farmbauer, dpa

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