Vierfach-Mord wegen Saddam-Million? Spur führt nach Bagdad
29.10.2012, 10:49 Uhr
Bei den Ermittlungen um den mysteriösen Vierfachmord in den französischen Alpen gehen die Behörden weiter davon aus, dass die britische Familie Al-Hilli Ziel des brutalen Angriffs war. Sie folgen der Spur des Geldes auf einem Schweizer Konto. Die führt direkt zum irakischen Diktator Saddam Hussein.
Warum mussten Anfang September vier Menschen in den französischen Alpen sterben? Noch immer suchen die Ermittler Antworten auf diese Frage. Und auch Wochen nach den tödlichen Schüssen auf den britischen Staatsbürger Saad al-Hilli, seine Frau Ikbal und seine Schwiegermutter sowie den einheimischen Radfahrer Sylvain Mollier kommen die Aufklärungsarbeiten nur mühsam voran.
Inzwischen ist auch der deutsche Bundesnachrichtendienst in die Ermittlungen einbezogen. Wie die französische "Le Monde" und die britische "Daily Mail" übereinstimmend berichteten, haben die BND-Leute entdeckt, dass es eine Verbindung zwischen der Al-Hilli-Familie und dem früheren irakischen Diktator Saddam Hussein gibt.
Kadhim Al-Hilli, der im vergangenen Jahr gestorbene Vater des nun ermordeten Saad Al-Hilli, soll einst eng mit der Baath-Partei verbandelt gewesen sein. Doch in den 1970er-Jahren verließ Kadhim Al-Hilli Bagdad zusammen mit seiner Frau Fasiha und den Söhnen Saad und Zaid. Später zog die Familie ins englische Surrey.
Treuebruch oder Treuedienst?
Bisher hatte es immer geheißen, Kadhim habe mit Husseins Baath-Partei gebrochen und sich deshalb nach England abgesetzt. Doch nun erscheint es auch möglich, dass Kadhim Al-Hilli Verbindungsmann von Hussein blieb und von England aus Konten für den Diktator verwaltete.
Bekannt ist, dass Saddam Hussein 2003 damit begonnen hatte, umgerechnet 771 Mio. Euro auf Konten in aller Welt zu verteilen. Laut "Daily Mail" ist dieses Geld von regimetreuen Exil-Irakern verwaltet worden. Seit Beginn der Mordermittlungen ist immer wieder von einem Konto bei einer Genfer Bank die Rede, auf dem ein Millionenbetrag liegen soll. Bisher hatte es geheißen, das Geld sei das Erbe der Al-Hilli-Brüder, vermutet wurde, dass Saad und Zaid darum stritten. Dies hat Zaid Al-Hilli allerdings vehement bestritten.
Die britische Zeitung "Daily Mail" geht nun davon aus, dass Kadhim Al-Hilli eine Million Euro der Baath-Partei auf dem Schweizer Konto verwaltet hat. Nach seinem Tod sei das Konto im Namen des Vaters offen gehalten und von Saad Al-Hilli verwaltet worden. Deshalb soll Al-Hilli seinem Bruder Zaid den Zugang zum Geld verwehrt haben. Der BND wollte das nicht kommentieren.
Starkes Motiv
Die Kontakte der Familie Al-Hilli zum irakischen Ex-Diktator könnten das bisher so unklare Motiv für das noch immer rätselhafte Alpenmassaker sein, nachdem die Ermittler dem Eindruck entgegen getreten waren, dass der Franzose Sylvain Mollier das Hauptziel des Angriffs war. Dabei wurden am 5. September Saad Al-Hilli, seine 47-jährige Frau Ikbal, seine Schwiegermutter Suhaila Al-Allaf und der zufällig vorbeifahrende Radfahrer Mollier erschossen. Nur die Töchter des Ehepaares überlebten. Die siebenjährige Zehab wurde schwer verletzt, lag im Koma. Die vierjährige Zaina entkam den Schüssen des Mörders, weil sie sich acht Stunden lang unter ihrer toten Mutter versteckte.
Der Staatsanwalt hatte schon kurz nach der Tat erklärt, die Morde hätten vermutlich der Familie Al-Hilli gegolten. Dabei hatte er drei mögliche Gründe für die Bluttat genannt: den Beruf von Familienvater al-Hilli, der als Ingenieur im sensiblen Luft- und Raumfahrtsektor arbeitete, seine irakische Herkunft und ein möglicher Streit um Geld mit seinem Bruder.
Quelle: ntv.de, sba