Schweinegrippe weltweit WHO ruft Pandemie aus
11.06.2009, 09:53 UhrWeltweit haben sich über 27.000 Menschen mit dem H1N1-Virus angesteckt. Jetzt hat die Weltgesundheitsorganisation die höchste Pandemie-Alarmphase 6 ausgerufen. Die so genannte Schweinegrippe gilt damit als Krankheit mit weltweiter Ausbreitung.

Ein kolumbianisches Kind mit Mundschutz: Bisher verlief die Grippe nach WHO-Angaben "moderat".
(Foto: AP)
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Schweinegrippe die erste Influenza-Pandemie des 21. Jahrhunderts ausgerufen. Die Welt sei auf dem Weg in die Anfänge einer solchen weltweiten Epidemie, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Die WHO-Experten beschlossen auf einer Dringlichkeitssitzung die Ansetzung der höchsten von sechs Warnstufen, weil sich immer mehr Menschen mit dem neuen Virus infizierten. So erkrankten allein in den vergangenen Tagen an einer Düsseldorfer Schule mindestens 46 Kinder an der Grippe.
Es handle sich nach gegenwärtiger Einschätzung um eine moderate Pandemie, sagte Chan. Die WHO halte es zur Eindämmung nicht für nötig, Grenzen zu schließen oder sonstige Reise- oder Frachtbeschränkungen zu erlassen. Die Ausrufung einer Pandemie sei kein Grund zur Panik, betonte zuvor WHO-Sprecher Gregory Hartl. "Die Stufe 6 sagt für sich nichts über die Gefährlichkeit der Krankheit aus, sondern lediglich über die geografische Ausbreitung." Allerdings müssten alle Länder wachsam bleiben, betonte Chan.
Die Pandemie werde per Definition dann erklärt, wenn auf zwei Kontinenten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen über einen längeren Zeitraum beobachtet würden, erläuterte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker. Nach Nordamerika sei nun Australien dazugekommen, sagte er.
Schüler in Quarantäne
Weltweit haben sich inzwischen nach WHO-Angaben mehr als 27.000 Menschen mit dem neuartigen Virus angesteckt, 141 starben bislang. Vor allem in Australien stieg in den vergangenen Tagen die Zahl der Infizierten deutlich. Aber auch in Deutschland wurden weitere Ansteckungen bestätigt, wie an der Düsseldorfer Schule. Dort handelt es sich um die bislang größte Häufung von Infektionen mit dem neuen Erreger A/H1N1 in Deutschland.
Nach Angaben des Düsseldorfer Gesundheitsamtes befinden sich die Schüler zu Hause in Quarantäne. Einige seien kurzzeitig im Krankenhaus behandelt worden. Auch an einer Kölner Schule wurden nach Angaben des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums in einem ersten Test vier Kinder positiv auf das Virus getestet.
In der japanischen Schule in Düsseldorf wurden alle Lehrer und sämtliche Klassen untersucht, bei denen es zu einer Infektion gekommen ist, sowie alle Schüler mit Grippesymptomen. Auch sollten laut dem Leiter des Gesundheitsamtes, Heiko Schneitler, die Eltern der erkrankten Kinder auf das Grippe-Virus getestet werden. Anschließend sollten diejenigen untersucht werden, die Kontakt zu den Infizierten gehabt hätten. Die Grundschule mit angeschlossener Mittelschule mit 560 Schülern bleibe bis Ende nächster Woche geschlossen, erklärte der Generalsekretär der Schule, Hiromi Kida.
Ansteckung im Risikogebiet
An der Düsseldorfer Schule wurde der erste Fall bereits am Montag bei einem Jungen festgestellt. Der japanische Junge sei Ende Mai auf Malta gewesen und inzwischen wieder gesund, teilten die Behörden mit. Bei Nachforschungen stießen die Experten auf mehrere Erkrankungsfälle in der sechsten Klasse, die auf die neue Grippe hinwiesen. Die Klasse war zuvor von einem mehrtägigen Ausflug mit dem Bus zurückgekehrt.
Das Robert Koch-Institut (RKI) sah trotz der gehäuften Fälle keine neue Qualität der Seuche in Deutschland, die bislang weltweit in den meisten Fällen eher mild verläuft. Die Häufung belege aber, dass eine Ansteckung innerhalb Deutschlands möglich sei, sagte Sprecherin Susanne Glasmacher. Solche Fälle seien aber selten, und die meisten bisherigen Ansteckungen gingen auf den Besuch in einem Risikogebiet zurück.
Nach Angaben des RKI waren in Deutschland bis Donnerstag 95 Fälle der neuen Grippe bestätigt. "Natürlich müssen wir uns im Klaren sein, dass die Fallzahlen steigen", sagte Glasmacher. Durch eine höhere WHO-Warnstufe werde sich in Deutschland zunächst nichts ändern, da die Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen schon jetzt einen hohen Standard erreicht hätten und verschiedene Krisenstäbe laufend berieten.
Quelle: ntv.de, rts