Politik

Demonstranten stürmen Amtssitz Bangladeschs Ministerpräsidentin tritt zurück und flieht

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Seit Tagen gibt es in Bangladesch blutige Proteste. Nun stürmen Demonstranten den Regierungspalast. Ministerpräsidentin Hasina tritt zurück. Sie flieht Berichten zufolge nach Indien. Für eine Rede ans Volk soll sie keine Zeit mehr gehabt haben.

Die regierungskritischen Demonstranten in Bangladesch haben den Amtssitz von Ministerpräsidentin Scheich Hasina gestürmt. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie Tausende Menschen in den Regierungspalast in der Hauptstadt Dhaka eindringen. Die Regierungschefin hatte diesen nach Angaben aus ihrem Umfeld zuvor per Hubschrauber verlassen. Die Armee erklärte, Hasina sei zurückgetreten. Medienberichten zufolge floh sie nach Indien. Eine Übergangsregierung werde übernehmen, erklärte Armeechef Waker-Uz-Zaman.

Er rief die seit Wochen gegen die Regierung protestierenden Studenten auf, Ruhe zu bewahren und auf weitere Demonstrationen zu verzichten. Die Menschen auf den Straßen jubelten. "Sie ist geflohen, sie ist geflohen", riefen manche.

Die autokratisch regierende Regierungschefin Sheikh Hasina soll mit einem Hubschrauber nach Indien geflohen sein.

Die autokratisch regierende Regierungschefin Sheikh Hasina soll mit einem Hubschrauber nach Indien geflohen sein.

(Foto: AP)

Die vom Fernsehsender Kanal 24 verbreiteten Bilder zeigten, wie die Demonstranten zu Tausenden in den Palast von Hasina eindringen. Anschließend beginnen sie zu feiern und winken in die Kameras. Kurz zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld der Regierungschefin erfahren, dass sich diese zusammen mit ihrer Schwester "an einen sichereren Ort" begeben habe. Hasina habe eine Rede aufzeichnen wollen, habe aber keine Möglichkeit mehr dazu gehabt.

Mindestens 300 Tote bei Protesten

Hasina sieht sich seit dem vergangenen Monat mit Massenprotesten und Rücktrittsforderungen konfrontiert, bei denen es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Dabei wurden mindestens 300 Menschen getötet, allein am Sonntag wurden 94 Menschen getötet.

Angesichts der angespannten Lage hatte Hasinas Sohn vor der Stürmung des Palastes noch die Sicherheitskräfte des Landes aufgefordert, jeden Putschversuch gegen seine Mutter zu verhindern. "Eure Pflicht ist es, für die Sicherheit unseres Volkes und unseres Landes zu sorgen und die Verfassung aufrechtzuerhalten", erklärte der in den USA lebende Sajeeb Wazed Joy im Onlinenetzwerk Facebook.

Die Massendemonstrationen begannen im Juli als Proteste gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst, die Kritikern zufolge Unterstützer von Hasina bevorzugte. Immer mehr aber wurde der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin und ihres Kabinetts zum Ziel der Protestbewegung. Ihr haben sich mittlerweile Menschen aus allen Bevölkerungsschichten angeschlossen, auch Filmstars, bekannte Musiker und ehemalige Generäle haben ihre Unterstützung ausgedrückt.

Die Bundesregierung erklärte, sie rate dringend von Reisen in das südasiatische Land ab. Derzeit habe sich eine niedrige dreistellige Zahl von Deutschen in Bangladesch in eine Liste des Auswärtigen Amtes eingetragen und werde mit Informationen versorgt. Der Bundesregierung sei wichtig, dass die demokratische Entwicklung in dem Land weitergehen könnte.

Quelle: ntv.de, hul/AFP

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