"Neue Bedrohungslage" Belarus nimmt Atomwaffen in Militärdoktrin auf
16.01.2024, 23:53 Uhr Artikel anhören
Sicherheitspolitischer Händedruck: Der belarussische Verteidigungsminister Chrenin (r) empfing im Mai seinen russischen Amtskollegen Schoigu in Minsk.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defense Ministry Press Service)
Zwei Jahre nach dem Überfall auf Kiew sieht Moskaus engster Verbündeter eine "neue Bedrohungslage". Ab sofort stehe der Einsatz von Atomwaffen in der belarussischen Militärdoktrin, erklärt der Verteidigungsminister vage. Konkreter wird zuvor der russische Ex-Präsident Medwedew.
Die eng mit Russland verbündete Ex-Sowjetrepublik Belarus hat in ihrer neuen Militärdoktrin den Einsatz von Atomwaffen festgeschrieben. Das teilte Verteidigungsminister Viktor Chrenin im Gespräch mit Journalisten mit. Angesichts der neuen Bedrohungslage sei es nötig gewesen, die seit 2016 gültige Doktrin zu überarbeiten. Die Quellen militärischer Bedrohungen für das Land seien klar benannt worden, so der Minister. Konkretere Angaben zu einem geplanten Einsatz der Atomwaffen machte er nicht.
In der Doktrin seien auch die Verpflichtungen gegenüber Verbündeten klar definiert, sagte Chrenin weiter. Belarus gilt als engster Verbündeter Russlands, das vor fast zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch von belarussischem Gebiet aus startete. Russland hat im vergangenen Jahr nach einer Ankündigung von Präsident Wladimir Putin taktische Atomraketen in Belarus stationiert.
Während Putin erklärte, Moskau werde die Kontrolle über die Waffen behalten, widersprach später der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko. Wenn sein Land mit einer Aggression konfrontiert werde, werde er nicht zögern, den Einsatz der Waffen zu befehlen, sagte er.
Medwedew warnt Kiew vor Angriff auf Raketenrampen
Nach den jüngsten schweren Raketenschlägen gegen die Ukraine hatte am Donnerstag Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew erneut mit Atomwaffendrohungen für Aufsehen gesorgt. "Wie bekannt wurden dabei (bei den Angriffen) verschiedene Träger mit unterschiedlichen Ladungen benutzt, mit Ausnahme von atomaren. Noch!", sagte Medwedew auf einer Sitzung der russischen Militär- und Rüstungskommission. Die jüngsten Attacken, bei denen beispielsweise in Kiew mehr als 30 Zivilisten ums Leben kamen, bezeichnete Medwedew dabei als "resultative Schläge gegen Militärobjekte".
Auf Telegram legte der Vizechef im nationalen russischen Sicherheitsrat nach: Er warnte Kiew vor Versuchen, mit westlichen Raketen größerer Reichweite Raketenstartrampen auf russischem Gebiet zu beschießen. Dies sei "keine Selbstverteidigung, sondern eine direkte und offensichtliche Begründung für den Einsatz von Atomwaffen gegen ein solches Land", schrieb Medwedew.
Quelle: ntv.de, mau/dpa