Politik

Koalitionsstreit um Fachkräftemangel "Eine Lebenslüge der CSU"

Auch nach dem Koalitionsgipfel schwelt der Streit um den Umgang mit dem Fachkräftemangel in Deutschland weiter. Die FDP wirft der CSU vor, einer "Lebenslüge" zu unterliegen und fordert erneut ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild. Nach Ansicht der CSU reichen die bestehenden Regelungen aus.

FDP-Generalsekretär Christian Lindner.

FDP-Generalsekretär Christian Lindner.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Streit zwischen CSU und FDP über den Umgang mit dem Fachkräftemangel kommt auch nach dem Koalitionsgipfel am Donnerstagabend nicht zur Ruhe. FDP-Generalsekretär Christian Lindner forderte im "Hamburger Abendblatt" erneut, Deutschland müsse sich öffnen, um den Bedarf an Spitzenkräften zu decken.

Es sei "eine Lebenslüge der CSU, dass man aus gering qualifizierten Langzeitarbeitslosen den Ingenieurnachwuchs gewinnen könnte, den wir brauchen". Lindner bekräftigte die Forderung seiner Partei, ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild in Deutschland einzuführen. In Deutschland fehlten zehntausende Hochqualifizierte gerade in naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Berufen.

Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, hält eine Erweiterung der Zuwanderungsregeln dagegen nicht für notwendig. "Wir sollten die vorhandenen Instrumente zur Steuerung der Zuwanderung noch funktionsfähiger machen", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Schon jetzt hätten Unternehmen viele Möglichkeiten, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen. Die Bundesagentur für Arbeit habe bereits jetzt das Recht, "ganze Berufsgruppen und Branchen für Fachkräfte aus dem Ausland freizugeben

Verband fordert "sinnvoll gesteuerte Zuwanderung"

Die Unternehmen der deutschen Gesundheitswirtschaft klagen indes zunehmend über einen Fachkräftemangel, wie aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht. Danach sehen ein Drittel der Betriebe das Fehlen geeigneter Fachkräfte als das größte Risiko für die eigene Entwicklung. Bei den Gesundheits- und sozialen Diensten mit insgesamt 3,3 Millionen Beschäftigten sieht sogar jeder zweite Betrieb (56 Prozent) den Fachkräftemangel als größtes Risiko an. Aber auch die Pharmaindustrie (21 Prozent) und die Medizintechnik (27 Prozent) sehen sich zunehmend diesem Risiko ausgesetzt.

Der Wirtschaftsverband appellierte an die Unternehmen, durch flexible Arbeitszeiten ihre Anziehungskraft für Fachkräfte zu erhöhen. Doch auch die Politik müsse mit "sinnvoll gesteuerter Zuwanderung" dem Fachkräftemangel entgegengesteuern, forderte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann. Durch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse etwa ließen sich in vielen Bereichen der Gesundheitswirtschaft Potenziale erschließen.

Quelle: ntv.de, AFP

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