UN-Koordinatorin vor Ort Homs "total zerstört"
07.03.2012, 22:02 Uhr
Das Viertel Baba Amr stand rund einen Monat lang unter Beschuss.
(Foto: picture alliance / dpa)
Erstmals seit der brutalen "Säuberung" Baba Amrs kommt mit dem Roten Halbmond Hilfe in das Viertel in Homs. Auch UN-Nothilfekoordinatorin Amos gelangt in das Gebiet - und berichtet Dramatisches. Tagelang hatten Regierungstruppen des Assad-Regimes den Zugang verweigert.
Die drittgrößte syrische Stadt Homs ist nach Angaben der UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos "total zerstört". Amos habe einige Viertel der Protesthochburg eine Stunde lang besuchen dürfen, teilte ihre Sprecherin Amanda Pitt mit. Die Zahl der Toten in dem Konflikt stieg laut Menschenrechtsaktivisten auf knapp 8500.
Die von der Opposition kontrollierten Stadtgebiete habe Amos aus "Sicherheitsgründen" nicht sehen dürfen, sagte ihre Sprecherin. Zuvor hatte ihr der syrische Außenminister Walid Muallem bei einem Gespräch in Damaskus freien Zugang zugesagt.
In Homs begleitete Amos ein Team des syrischen Roten Halbmonds in das lange Zeit hart umkämpfte Stadtviertel Baba Amr, das nun von den meisten Bewohnern verlassen ist. Die syrische Armee hatte vergangenen Donnerstag nach wochenlangem Beschuss das von den Rebellen gehaltene Stadtviertel eingenommen. Bei der Bombardierung von Homs wurden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch etwa 700 Menschen getötet und tausende verletzt. Am Mittwoch starben in Homs nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens vier Menschen.
Amos will bei ihrem bis Freitag dauernden Besuch erreichen, dass Bedürftige ohne Einschränkung Zugang zu humanitärer Hilfe erhalten. Angesichts der sich verschlechternden humanitären Lage in Syrien hatte sie sich für die Forderung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) nach einer täglichen Feuerpause zwischen den Konfliktparteien ausgesprochen. In Damaskus bekräftigte sie ihre Forderung, internationalen Hilfsorganisationen nicht weiter den Zugang zu den Bedürftigen zu verwehren.
Nach Amos will der Sonderbeauftragte der Uno und der Arabischen Liga für Syrien, Kofi Annan, nach Damaskus reisen. Er traf inzwischen in Kairo ein, um seinen am Samstag beginnenden Syrien-Besuch vorzubereiten, wie die Arabische Liga mitteilte.
Syrische Sicherheitskräfte gehen seit dem Beginn der Proteste Mitte März 2011 im ganzen Land mit Gewalt gegen die Regierungsgegner vor. Nach neuen Angaben der in London ansässigen Beobachtungsstelle wurden dabei fast 8500 Menschen getötet, darunter knapp 6200 Zivilisten. Am Mittwoch tötete die syrische Armee den Angaben zufolge mindestens sieben Menschen in der Provinz Idlib und sechs Menschen in der Provinz Aleppo. In der Provinz Daraa wurden demnach zwei Menschen getötet.
Nach Angaben des syrischen Nationalrats bereitet die Armee inzwischen womöglich Offensiven in der nordwestlichen Provinz Idlib vor. 42 Panzer und 131 Truppentransporter hätten sich auf den Weg in die Stadt Sarakeb gemacht, zudem seien Soldaten auf dem Weg in die Stadt Idlib.
Quelle: ntv.de, AFP