Ahmadinedschad handzahm? Iran geht auf Westen zu
05.01.2012, 15:31 Uhr
Der Iran will nach den Raketentests den Westen offenbar wieder beschwichtigen.
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Nach den Provokationen der vergangenen Tage geht der Iran wieder auf den Westen zu. In einem Telefonat mit Russlands Präsident Medwedew versichert Ahmadinedschad, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen und weiteren Gesprächen zuzustimmen.
Kremlchef Dmitri Medwedew sieht nach einem Telefonat mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad Anzeichen für ein Einlenken Teherans im Atomstreit mit dem Westen. Ahmadinedschad habe versichert, dass der Iran stufenweise wieder das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft gewinnen wolle, teilte der Kreml mit. Medwedew habe diese positive Einschätzung mit Befriedigung aufgenommen und weitere Gespräche vereinbart, hieß es auf der Internetseite des russischen Staatschefs. Details nannte der Pressedienst des Kremls nicht.
Das geplante Öl-Embargo der EU bezeichnete der Iran als "feindliche Maßnahme" und Versuch eines "Handelskriegs". Die Regierung mache sich deshalb aber keine Sorgen, sagte Außenminister Ali-Akbar Salehi. Das Land habe bereits notwendige Schritte ergriffen, um auf ein Embargo zu antworten.
EU erhöht Druck auf Iran

Fast die Hälfte des weltweit gehandelten Öls wird durch die Straße von Hormus verschifft.
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Der iranische Wirtschafts- und Finanzminister Shamseddin Hosseini erklärte: "Alle bösen Pläne der iranischen Feinde sind bislang gescheitert. Nun wollen sie uns mit einem Handelskrieg schaden." Alle Staatsbeamten würden jetzt "zu Soldaten, um sich den Plänen der Feinde entgegenzustellen", kündigte der Minister nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Irna an.
Die Minister bezogen sich mit ihren Äußerungen auf ein Interview des französischen Außenministers Alain Juppé mit der Zeitung "Le Figaro". Darin äußert Juppé die Hoffnung, dass die Europäer am 30. Januar ein Öl-Embargo verabschieden. Ende Januar ist ein Treffen der 27 EU-Außenminister geplant.
Straße von Hormus wichtig für Ölhandel
Iran steht wegen seines Atom-Programms zunehmend unter Druck. An Silvester hatte US-Präsident Barack Obama ein Gesetz unterzeichnet, das Sanktionen gegen die iranische Zentralbank vorsieht. Über die wickelt der Gottesstaat seine überlebenswichtigen Ölgeschäfte ab.
Als Reaktion darauf hatte der iranische Vizepräsident Mohammed Resa Rahimi in der vergangenen Woche erklärt, kein Tropfen Öl werde mehr durch die Straße von Hormus gelassen, falls der Westen die wegen des Atomstreits verhängten Sanktionen ausweite. Später war die Aussage relativiert worden. Durch die Straße von Hormus, eine Meerenge am Ausgang des Persischen Golfs, gehen rund 40 Prozent des weltweit auf dem Seeweg transportierten Öls.
Die Gespräche des Irans mit der 5+1-Gruppe, zu der die UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland gehören, waren im Januar 2011 auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Hauptziel der Gemeinschaft ist es, Teheran von einer weiteren Uran-Anreicherung abzubringen. Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Die Weltmächte hatten vorgeschlagen, dass Russland und Frankreich iranisches Uran auf 20 Prozent anreichern und zu Kernbrennstäben verarbeiten. Moskau ist ein enger Handelspartner Teherans und hat vor kurzem das erste iranische Atomkraftwerk fertiggestellt.
Quelle: ntv.de, dpa