Lindner "geborener Bundesvorsitzender" Kubicki demütigt Rösler
01.08.2012, 12:51 Uhr
Philipp Rösler und Wolfgang Kubicki werden vermutlich keine guten Freunde mehr.
(Foto: dpa)
FDP-Landesfürst Kubicki geigt Parteichef Rösler durch die Blume die Meinung. Er überlegt laut, wer ein guter Nachfolger wäre, ohne - natürlich - den amtierenden Vorsitzenden infrage stellen zu wollen. Zu seinem Favoriten erklärt er den NRW-Kollegen Lindner. Und auch er selbst könnte sich den Sprung nach Berlin vorstellen.
Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki hat erneut eine Neuausrichtung seiner Partei verlangt. Im "Stern" stellte er den amtierenden Parteichef Philipp Rösler indirekt infrage, distanzierte sich aber später etwas von seinen Aussagen. Zudem denkt er laut über neue Koalitionsoptionen nach.
In dem Magazin lobte er den nordrhein-westfälischen FDP-Oppositionsführer Christian Lindner als "geborenen neuen Bundesvorsitzenden". Kubicki ergänzte, Lindner habe jedoch erklärt, "dass er seine Aufgabe zunächst in Nordrhein-Westfalen" sehe. Auch für Fraktionschef Rainer Brüderle und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fand er lobende Worte. Einen erwähnte er nicht: Parteichef Philipp Rösler.
Dass dies als Kampfansage an Rösler gewertet wird, will Kubicki auf Nachfrage vermeiden. "Die Frage nach einer Ablösung Philipp Röslers stellt sich nicht", sagt er. Darauf habe er auch gegenüber dem "Stern" hingewiesen.
Kubicki bald in Berlin?
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Zumal Kubicki schon in der Vergangenheit immer wieder als Kritiker der Bundespartei in Erscheinung getreten ist. Und dann macht er auch über seine eigenen Zukunftspläne interessante Aussagen. Er denke darüber nach, für den Bundestag zu kandidieren.
Mit einem solchen Sprung nach Berlin verbindet Rösler offenbar weitere Ziele. Wenn er sich dafür entscheide, "heißt das auch, dass ich auf dem Parteitag im Mai nicht wieder als Kurfürst aus der Provinz für den Vorstand kandidiere, sondern fürs Präsidium." Und auch einen Posten in der allerersten Reihe schließt er nicht aus: "Wenn wir zu einem Punkt kommen, dass die Bundestagswahl unter der jetzigen Führung nicht zu gewinnen sein wird und es wirklich darauf ankommt, die letzten Frauen und Männer an Bord zu holen, dann werde ich Christian Lindner raten, seine Entscheidung zu überdenken, und dann werde ich meine eigene Entscheidung auch überdenken", sagt er dem "Stern".
In Niedersachsen stehen die Chancen schlecht
Auch darüber, wie es mit einer weiteren Chance an der Regierung im Bund klappen könnte, hat Kubicki Vorstellungen, die für eine Spitzenliberalen nicht gerade politisch korrekt sind. Die derzeitige "Fixierung" seiner Partei auf die Union sei ein "dramatischer Fehler", sagt er. Die FDP müsse auch über eine Ampelkoalition mit SPD und Grünen nachdenken. Wörtlich sagte Kubicki: "Mit Peer Steinbrück als Kanzler könnte ich mir ein Ampelbündnis sofort vorstellen."
Als entscheidende Wegmarke nannte Kubicki die Landtagswahlen in Niedersachsen im Januar 2013. Falls die FDP dort scheitere, müsse "etwas passieren". Zuletzt rangiert die FDP in Umfragen auf Bundesebene stets um die Fünfprozenthürde, nach der letzten Forsa-Befragung gelänge der Sprung ins Parlament knapp. In den letzten Umfrage für Niedersachsen liegt die FDP jedoch seit Jahresbeginn konstant unter der entscheidenden Marke.
Quelle: ntv.de, jog/dpa