Politik

"Bis an die Zähne bewaffnet" Lage in Algerien spitzt sich zu

Mit Spannung wird in Algerien der für diesen Samstag geplante Protestmarsch erwartet. Die Organisatoren wollen ihn trotz eines Demonstrationsverbots starten lassen. Doch Busse und Laster voller Sicherheitskräfte rollen bereits in die Hauptstadt.

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Viele Algerier fürchten, dass es in ihrem Land nicht zu einem friedlichen Wandel kommen könnte.

(Foto: REUTERS)

Die algerische Staatsspitze hat vor der für Samstag geplanten Massendemonstration von Regimegegnern tausende zusätzliche Sicherheitskräfte in die Hauptstadt beordert. Die Polizisten seien "bis an die Zähne" bewaffnet an Bord von Hunderten Bussen und Lastern in Algier eingetroffen, berichtete die Tageszeitung "El Watan" im Internet. Auch vor einem Krankenhaus und dem Pressezentrum seien etliche "kampfbereite" Sicherheitskräfte aufgefahren. Offensichtlich, um die Journalisten vor der nicht genehmigten Demonstration einzuschüchtern, kommentierten Reporter vor Ort.

Bereits am Freitagabend kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen, als Sicherheitskräfte in Algier eine spontane Kundgebung niederschlugen. Regimegegner hatten sich zu einer Freudenfeier wegen des Machtwechsels in Ägypten versammelt. Sie riefen in der Innenstadt Parolen wie: "Mubarak ist gestürzt. Wir hoffen, dass Bouteflika der nächste ist!" Bei den Protesten seien zehn Oppositionelle vorübergehend festgenommen worden, sagte der RCD-Sprecher Mohcine Belabbas.

Nach Angaben eines Vertreters der Oppositionspartei RCD wurden zehn Demonstranten verletzt, zwei von ihnen schwer. Unter den Sicherheitskräften gab es nach ersten Angaben keine Verletzten.

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Polizisten versuchen, die Selbstverbrennung eines Mannes zu verhindern.

(Foto: REUTERS)

. Seit Wochen gibt es in dem nordafrikanischen Mittelmeerland nahezu täglich Streiks. Junge Algerier versuchen, mit Selbstverbrennungen und Hungeraktionen auf die Perspektivlosigkeit in ihrem Land aufmerksam zu machen.

Zuletzt ist ein 36-jähriger Familienvater an den Folgen einer Selbstanzündung gestorben. Der arbeitslose Vater von sechs Kindern hatte sich am 17. Januar in der Stadt El Oued im Osten des Landes vor dem Gebäude eines Kommunalparlaments angezündet.

Zugeständnisse reichen nicht

Beschwichtigungsversuche des Regimes blieben bislang erfolglos. Bouteflika hatte unter anderem Preissenkungen für Grundnahrungsmittel, mehr Demokratie und ein Ende des seit 19 Jahren andauernden Ausnahmezustands versprochen. Zudem machten Gerüchte die Runde, dass noch vor dem Protestmarsch vier bislang verbotene Parteien zugelassen werden könnten.

Die Opposition befürchtet nun einen blutigen Bürgerkrieg. "Wenn die Machthaber sich gegen einen friedlichen und demokratischen Wandel sperren, wird es Chaos und Gewalt geben, und das sogar noch mehr als in Tunesien und Ägypten", sagte der Vorsitzende der Oppositionspartei RCD, Said Sadi, in dieser Woche in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Schon bei Protesten im Januar hatte es Hunderte Verletzte und mehrere Tote gegeben. Die Organisatoren wollen den Protestmarsch trotz eines Demonstrationsverbots starten lassen.

Quelle: ntv.de, dpa

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