Umfrage zu Politikervertrauen Lindner ist größter Corona-Verlierer
21.08.2020, 19:03 Uhr
In der Corona-Krise hat Lindner es schwer.
(Foto: picture alliance/dpa)
Dass in der Corona-Krise vor allem Politiker in Regierungsverantwortung profitieren, wusste man bereits. Eine neue Forsa-Umfrage zeigt nun aber, wie stark manche an Vertrauen gewinnen und wer besonders abfällt - und das ist keine gute Nachricht für den FDP-Chef.
Eine neue Forsa-Umfrage im Auftrag der Mediengruppe RTL zeigt, wie sehr die Politiker in Regierungsämtern in der Corona-Krise an Vertrauen gewonnen haben - und wie schwer sich Oppositionsparteien wie FDP und Grüne derzeit tun, beim Wähler zu punkten. Das Institut bat 1506 Bürger dem politischen Spitzenpersonal bis zu 100 Vertrauenspunkte zu geben, machte daraus ein Ranking und verglich dieses mit der gleichen Erhebung aus dem Januar. Die größten Profiteure kommen mit Kanzlerin Angela Merkel (71 Punkte, +12), Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (59 Punkte, + 17) und Gesundheitsminister Jens Spahn (50 Punkte, + 13) aus der Union. Das vermag kaum zu überraschen, befinden sich CDU und CSU doch seit Monaten im Umfrage-Höhenflug.
Zugleich zeigt sich, wie schwer es die FDP hat, insbesondere der Vorsitzende Christian Lindner, beim Bürger Eindruck zu hinterlassen. Lindner verlor im Vergleich zum Januar 10 Punkte und stürzte damit auf das Niveau der umstrittenen SPD-Chefin Saskia Esken ab. Der Liberale kommt im Vertrauensranking nun auf einen Wert von 28, Esken auf 26 (+2). Hinter den beiden folgen nur noch die AfD-Politiker Jörg Meuthen (9 Punkte, + 0) und Alice Weidel (7 Punkte, -2). Damit ist Lindner der Umfrage zufolge der Politiker, der den größten Vertrauensverlust erleiden musste.
Wenig Veränderungen gibt es beim Führungsduo der Grünen - Robert Habeck verliert zwei Punkte, Annalena Baerbock gewinnt zwei. Mit 48 (er) beziehungsweise 44 Punkten (sie) stehen sie aber deutlich besser da als die politische Konkurrenz in der Opposition. Linken-Chefin Katja Kipping kann dagegen den größten Zuwachs verbuchen - sie kommt nun auf 32 Zähler (+4).
Laschet und Merz Verlierer in der Union
Die guten Werte für die Unionsparteien und ihr Spitzenpersonal zeigen einmal mehr, dass die meisten Bürger mit dem Management der Corona-Krise zufrieden sind. Davon profitiert in geringerem Ausmaß auch die SPD. Den größten Zuwachs verzeichnet Kanzlerkandidat und Finanzminister Olaf Scholz (51 Punkte, + 5). Er steht nach Merkel und Söder auf dem dritten Rang des Vertrauensrankings. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans gewann immerhin drei Punkte hinzu und kommt nun auf einen Wert von 30 - direkt hinter Partei-Vize Kevin Kühnert mit einem Zähler mehr (31 Punkte, + 2).
Doch auch in der CDU gibt es Verlierer. Da ist zum einen Friedrich Merz, der Ende des Jahres neuer Parteichef werden möchte. Er kommt nun nur noch auf 35 Punkte (-6). Ein Grund könnte sein, dass er kein Regierungsamt innehat und ihm so eine Bühne fehlte, sich zu bewähren. Das scheint NRW-Ministerpräsident Armin Laschet allerdings auch nicht geholfen zu haben, der ebenfalls 6 Punkte weniger bekommt und nun bei 40 steht. Er hatte zwischenzeitlich versucht, sich als Gegenpol zur Bundesregierung zu präsentieren und stärker auf eine Lockerung der Corona-Maßnahmen gedrungen. Frühere Umfragen zeigten bereits, dass er damit in seinem Bundesland an Zustimmung verlor.
Gerade wegen der bevorstehenden Wahl eines neuen Vorsitzenden auf dem CDU-Parteitag im Dezember ist auch der Blick auf die Werte bei den Unionswählern spannend. Dort zeigt sich, dass Spahn den größten Vertrauensgewinn für sich verbuchen kann (+ 10) und mit seinem Wert von nun 62 geradezu an Laschet (51, - 10) und Merz (50, - 10) vorbeizieht. Am meisten vertrauen die Unionswähler aber CSU-Chef Söder (89, + 6), der sogar einen Punkt vor Merkel liegt (88, +5). Seit Monaten halten sich Gerüchte, der Bayer liebäugele mit einer Kanzlerkandidatur, was er nur halbherzig mit dem Satz "Mein Platz ist in Bayern" dementiert.
Quelle: ntv.de, vpe