Pikante Details von "Bunga Bunga" Nackte Brüste belasten Berlusconi
13.04.2011, 22:45 Uhr
Die Treffen in der Berlusconi-Villa waren nach seiner Aussage lediglich "elegante Abendessen".
(Foto: AP)
Zeitgleich zu Berlusconis Bemühungen, mit einem neuen Gesetz wieder einmal der Justiz den Finger zu zeigen, veröffentlichen Zeitungen neue Sex-Vorwürfe gegen den Regierungschef: Chiara und Ambra erzählen von entblößten Brüsten schon beim Abendessen. Berlusconi habe sie angefeuert, auch den Neulingen beim Ausziehen zu helfen.
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi sieht sich im Sexprozess um ein marokkanisches Escort-Girl mit neuen Zeugenaussagen konfrontiert. Italienische Medien veröffentlichten weitere Berichte über die Feste bei Berlusconi. Sie stammten von zwei Frauen, die im August 2010 knapp 18-jährig einen Abend auf dem Anwesen des Regierungschefs in Arcore bei Mailand verbracht haben wollen. Sie berichten über pikante Details auf den "Bunga Bunga" genannten Festen des Regierungschefs.
Berlusconis Anwälte Piero Longo und Niccolo Ghedini wiesen die Berichte als völlig haltlos und unbegründet zurück. Die Mailänder Staatsanwaltschaft, die sich mit dem Fall "Ruby" befasst, sprach hingegen von wichtigen Erklärungen, "um den Kontext zu erhellen". Ermittler hätten die beiden Frauen bereits vernommen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Justizkreise in Mailand.
Den Medienberichten zufolge haben sich die beiden jungen Frauen freiwillig bei der Staatsanwaltschaft gemeldet. Berlusconi hatte immer beteuert, bei seinen Festen sei es völlig harmlos zugegangen und sprach von "eleganten Abendessen".
Ruby, Chiara, Ambra und andere
Wie die junge Marokkanerin "Ruby" seien sie über den Chef von Berlusconis TV-Sender Rete 4, Emilio Fede, an die Dinner-Einladung in der Villa gekommen, berichteten Chiara und Ambra. Schon während des Abendessens - begleitet von "schmutzigen" Witzen des Premiers - hätten die anwesenden anderen Mädchen angefangen, ihre Brüste zu entblößen, zitierte die Zeitung "La Repubblica" eine der Zeuginnen. Berlusconi habe sie angefeuert, auch den Neulingen beim Ausziehen zu helfen.
In einer zur Villa Arcore gehörenden Disco hätten die Mädchen auf "ordinäre Weise" getanzt, berichtete eine der beiden Frauen, "viele haben ihre kurzen Röcke hochgezogen". Einige seien als Krankenschwester verkleidet, einige völlig nackt gewesen.
Der spektakuläre Prozess gegen den Mailänder Medienmogul im Zusammenhang mit der marokkanischen Prostituierten "Ruby Rubacuori" (Ruby Herzensdieb) war vor einer Woche eröffnet und bereits nach fünf Minuten auf Ende Mai vertagt worden. Weder das Escort-Girl noch Berlusconi erschienen vor Gericht.
"Ruby-Gate" für den Premier
Berlusconi soll im vergangenen Jahr die damals minderjährige Karima el Mahroug alias Ruby Rubacuori bei Partys in seiner Villa in Arcore für Sex bezahlt haben. Im vergangenen Mai setzte er laut Staatsanwaltschaft durch, dass die wegen Diebstahls festgenommene Nachtklub-Tänzerin freigelassen wurde. Allein für Amtsmissbrauch drohen Berlusconi, gegen den noch weitere Verfahren laufen, bis zu zwölf Jahre Haft.
Der Ministerpräsident bestreitet die Vorwürfe. Kürzlich räumte Berlusconi Geldgeschenke an das Callgirl ein, er habe aber nur aus Mitleid gehandelt. Er habe Ruby Geld gegeben, damit sie sich nicht mehr prostituieren müsse, sagte er. Es handele sich um mehrere zehntausend Euro, die zum Erwerb der Ausstattung eines Schönheitssalons gedacht gewesen seien.
"Kurzer Prozess" soll Berlusconi schonen
Und wieder scheint Berlusconi Erfolg damit zu haben, sich die Justiz vom Hals zu halten. Das Abgeordnetenhaus in Rom stimmte einer Gesetzesvorlage zu, die vor einem Teil seiner gegenwärtig vier Prozesse bewahren soll. Die Mitte-Rechts-Regierungskoalition des Medienmoguls und Milliardärs brachte den "Processo breve" im Abgeordnetenhaus in Rom durch. 314 Abgeordnete votierten dafür, 296 dagegen.
Jetzt muss noch der Senat den verkürzten Verjährungsfristen zustimmen. Dann würden vermutlich zwei Verfahren, in die Berlusconi verwickelt ist, praktisch vom Tisch sein, nicht jedoch der Prozess um die angeblichen Sex-Partys bei ihm.
Die linke Opposition hatte erbitterten Widerstand gegen das Gesetz geleistet, mit dem Verjährungsfristen für Nicht-Vorbestrafte verkürzt werden. Auch vor dem Parlament wurde heftig dagegen demonstriert. Die Vorschrift diene einzig dazu, Berlusconi vor seinen Prozessen zu bewahren, ist der Hauptkritikpunkt der Gegner.
Auch für andere Verfahren hätte das Gesetz drastische Folgen. Etwa 15.000 Prozesse würden ihm zum Opfer fallen, berichteten italienische Medien - darunter unter anderem der Prozess gegen die Verantwortlichen einer Flüssiggaswaggon-Explosion im Bahnhof von Viareggio, bei der im Juli 2009 32 Menschen starben.
Für Berlusconi "erledigt" wären der Prozess wegen Bestechung des britischen Anwalts David Mills sowie der Mediasetprozess, in dem es um Steuervergehen beim Verkauf von Film- und Fernsehrechten geht. Noch nicht ausgestanden wären das Mediatrade-Verfahren um Steuervergehen, das noch im Vorprozess steckt, - und vor allem der Fall "Ruby".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP