Politik

Ausland lehnt Eingreifen in Syrien ab Opposition fordert Militäreinsatz

Unter den Opfern sind wieder Kinder.

Unter den Opfern sind wieder Kinder.

(Foto: dpa)

In Syrien verüben Milizen erneut ein Massaker an Zivilisten. Wieder bezichtigen sich Regime und Oppositionskämpfer gegenseitig für die Tat. Russland und China setzten weiter auf eine "friedliche Lösung", auch der Westen lehnt einen Militäreinsatz ab. Den fordert die syrische Opposition.

Die syrischen Regimegegner haben nach dem jüngsten Massaker in der Provinz Hama die Vereinten Nationen aufgefordert, militärisch einzugreifen. Nach Angaben von Aktivisten wurden in der kleinen Siedlung Al-Kobair nahe der Ortschaft Marsaf am Mittwoch 80 Menschen auf zum Teil bestialische Art und Weise getötet. In der UN-Vollversammlung und im Sicherheitsrat soll nun die Lage in Syrien erneut zur Sprache kommen.

Aktivisten zufolge hatten Soldaten die aus nur 25 Häusern bestehende Ortschaft Al-Kobeir zuerst mit Panzern umstellt. Der Ort sei eine Stunde lang beschossen worden, dann habe man aus dem Nachbardorf Al-Asile Milizionäre in die Siedlung geschickt, um die Überlebenden mit Messern zu massakrieren. Insgesamt seien 38 Männer, 22 Kinder und 20 Frauen getötet worden. Nach dem Überfall hätten die Angreifer 30 männliche Leichen abtransportiert.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana dementierte die Berichte der Opposition. Sie erklärte, "bewaffnete Terrorgruppen" hätten die Siedlung überfallen und dort neun Frauen und Kinder getötet. Ihr Ziel sei es offensichtlich gewesen, vor der Sitzung im Sicherheitsrat "Druck auszuüben".

China und Russland weiter gegen Intervention

Trotz der anhaltenden Gewalt in Syrien haben sich die UN-Vetomächte China und Russland erneut gegen eine militärische Intervention ausgesprochen. Das syrische Problem erfordere eine "friedliche Lösung durch politischen Dialog", hieß es in der Erklärung der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) zum Abschluss eines zweitägigen Gipfels in Peking. "Die Mitgliedstaaten lehnen jedes militärische Eingreifen in die Belange der Region ab, ebenso wie erzwungene Machtübergaben oder einseitige Sanktionen", hieß es.

Neben Russland und China gehören der SCO die vier ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan an. Sie begreift sich als Gegengewicht zu westlichen Bündnissen. An dem Gipfeltreffen nahm auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad teil.

Erst am Mittwochabend hatten syrische Regierungsgegner von einem neuen Massaker in Syrien berichtet. Einheiten der syrischen Regierungstruppen und Verbündete Milizionäre sollen demnach in dem Dorf Al-Kubeir in der Provinz Hama Dutzende Einwohner getötet haben. Von unabhängiger Seite ließen sich die Berichte zunächst nicht bestätigen, die syrische Regierung weist sie zurück. Die UN schicken jedoch Beobachter in das Dorf.

Bereits am 25. Mai waren in der syrischen Kleinstadt Hula laut UNO bei Massen-Hinrichtungen mindestens 108 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Kinder. Damaskus wies auch in dem Fall jede Verantwortung für die Taten zurück. Wer hinter den Exekutionen steht, ist nach wie vor nicht geklärt.

Clinton appelliert

US-Außenministerin Hillary Clinton ruft Russland auf, einen Plan für eine geordnete Übergabe der Macht zu unterstützen. Sie werde einen Berater zu Gesprächen nach Moskau schicken, sagte Clinton. "Die Gewalt geht weiter, und wenn überhaupt, wird sie schlimmer. Wir waren bisher nicht erfolgreich", sagte die Politikerin. Der syrische Präsident Baschar al-Assad gehe noch brutaler gegen die Opposition vor und lasse skrupellose Verbrechen verüben, sagte Clinton. Er müsse zurücktreten und das Land verlassen.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu rief die internationale Gemeinschaft zur Einigkeit auf. "Wir werden den Weg der Diplomatie bis zum Ende beschreiten", sagte er. Dann allerdings würden alle Alternativen erwogen. "Dies bedeutet nicht unmittelbar ein militärisches Eingreifen", sagte er.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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