"Ein anderer Mensch geworden" Rösler steckt Gemäkel ein
15.04.2012, 07:28 Uhr
Rösler kam für Westerwelle - gebracht hat es nicht viel beim Wähler.
(Foto: dpa)
Fast scheint es, als mache FDP-Mann Lindner Wahlkampf auf Kosten seines Parteichefs. Er setzt sich programmatisch ab - und liebäugelt mit sozialliberalen Zeiten an der Ruhr. Menschlich enttäuscht von Rösler sind die Liberalen in Kiel. Dort stehen ebenfalls Wahlen an.
Der FDP-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Christian Lindner, hat seine Kritik an der Berliner Parteiführung bekräftigt. "Nach außen sollten wir uns in Berlin auf professionelles, störungsfreies Regierungshandeln konzentrieren", sagte Lindner der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Wenn sich die FDP mit ihrem Grundsatzprogramm zum Ziel schuldenfreier Haushalte bekennt, begrüße ich das sehr." Die Entschuldung müsse Vorrang haben vor Entlastungen.
Zurückhaltend äußerte sich Lindner zum Thema Wachstum, das Parteichef Philipp Rösler ins Zentrum des neuen Programms stellen will. "Zweifellos ist das ja auch eine wichtige Frage", sagte er. "Grundsatzprogramme haben in einer Partei eine Funktion nach innen." Lindner hatte ebenso wie der schleswig-holsteinische FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki wiederholt Röslers Konfrontationskurs in der Berliner Koalition kritisiert.
Lindner betonte ferner inhaltliche Übereinstimmungen mit der SPD. "In Nordrhein-Westfalen gibt es die interessante Konstellation, dass sich in manchen Aspekten der Industriepolitik einerseits SPD und FDP nahestehen, andererseits CDU und Grüne. Das finde ich bemerkenswert", sagte Lindner. Zwar habe die FDP immer noch Gemeinsamkeiten mit der Union. "In NRW gibt es andererseits eine sozialliberale Tradition", fügte Lindner hinzu. Er kündigte an, auf einem Landesparteitag am 6. Mai gegebenenfalls eine Koalitionsaussage zu treffen.
Wahl steht an
Der schleswig-holsteinische FDP-Vorsitzende Heiner Garg zeigte sich unterdessen tief enttäuscht von Parteichef Rösler. Als Bundesvorsitzender sei Rösler ein ganz anderer Mensch geworden, sagte Garg dem "Hamburger Abendblatt". Röslers Lockerheit und seine Authentizität, die alle an ihm so gemocht hätten, scheine er verloren zu haben.
"Auch seine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, vermisse ich immer mehr", sagte der Kieler Gesundheitsminister, der zugleich stellvertretender Ministerpräsident ist. Wegen dieser Eigenschaften habe Rösler bei seiner Wahl als herzlicher und menschlicher Hoffnungsträger der Partei gegolten. "Ich würde mir wünschen, dass er diese Eigenschaften wieder mehr nach außen kehrt. Damit wäre sicherlich ein großer Schritt nach oben getan." In Schleswig-Holstein finden am 6. Mai Landtagswahlen statt, die FDP muss befürchten, an der Fünfprozenthürde zu scheitern.
Rösler selbst gibt sich überzeugt, dass die Liberalen nun wieder Tritt fassen. "Wir hatten 2011 vieles abzuarbeiten. Es ging um eine Neupositionierung für dieses Jahr und mit dem Blick auf 2013", sagte der Parteichef. Gerade beim Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen mache sich dies positiv bemerkbar. Die Menschen hörten der FDP wieder zu.
Quelle: ntv.de, jmü/dpa