Politik

Vergewaltigungsprozess in Israel Sieben Jahre Haft für Katsav

Mosche Katsav hat allen Rückhalt in der Bevölkerung verloren.

Mosche Katsav hat allen Rückhalt in der Bevölkerung verloren.

(Foto: AP)

Erstmals in der 62-jährigen Geschichte Israels muss ein Präsident ins Gefängnis. Ex-Präsident Katzav wird für mehrfache Vergewaltigung und sexuelle Belästigung von Angestellten zu sieben Jahren Haft, weiteren zwei Jahren Bewährung sowie einer Geldstrafe verurteilt. Der 65-Jährige bricht in Tränen aus und ruft: "Sie irren sich!"

Israels Ex-Präsident Mosche Katsav muss für sieben Jahre ins Gefängnis. Ein Bezirksgericht in Tel Aviv hat den 65-Jährigen wegen Vergewaltigung in zwei Fällen sowie sexueller Belästigung außerdem zu weiteren zwei Jahren Bewährung verurteilt. Der Angeklagte muss weiterhin umgerechnet 20.000 Euro Entschädigung zahlen. Katsav ist der erste Präsident in der 62-jährigen Geschichte Israels, der vor Gericht stand und eine Gefängnisstrafe antreten muss.

Bei dem Prozess ging es um Vorwürfe von drei Frauen, die für Katsav gearbeitet hatten. Der Vorsitzende Richter George Kara bezeichnete den Ex-Präsidenten als Symbolfigur. Die Tatsache, dass Katsav die Straftaten während seiner Amtszeit verübt habe, sei ein Grund für eine härtere Bestrafung, sagte der Richter. Er habe sein hohes Amt ausgenutzt und die Menschenwürde der Frauen verletzt.

Katsav sieht sich als "Märtyrer"

Zur Urteilsverkündung erschien Katzav in Begleitung seiner beiden Anwälte. Zahlreiche israelische Fernseh- und Radiosender übertrugen live, wie der Ex-Präsident vor dem Gericht eintraf. Katsav diskutierte mit den Richtern, doch als das Strafmaß festgesetzt war, brach er in Tränen aus und rief: "Sie irren sich, das ist eine Lüge!" Seine Familienangehörigen im Saal stießen laute Schreie aus. Katzav bezeichnete sich als Märtyrer und Opfer einer Kampagne: "Das ist ein Schauprozess gegen mich. Ich bin unschuldig."

Rechtsexperten zufolge könnte Katzav nicht einmal ein Drittel der Haftzeit wegen guter Führung erlassen werden, da er keine Reue zeige und alle ihm angelasteten Taten abstreite. Weiter haben die Richter seine Taten als "Schande" bezeichnet - so verliert Katzav alle staatlichen Vergünstigungen als ehemaliger Staatspräsident.

In dem seit rund vier Jahren laufenden Verfahren waren ihm eine Reihe von Sexualvergehen gegen Mitarbeiterinnen während seiner Amtszeit als Tourismusminister von 1996 bis 1999 und später als Präsident von 2000 bis 2007 vorgeworfen worden. Wegen der Vorwürfe war Katzav im Jahr 2007 als Staatschef zurückgetreten, hatte aber seine Unschuld beteuert. In einem ersten Verfahren hatte er eine Anklage durch einen Kompromiss abgewendet.

Der Haftantritt soll jedoch mindestens einen Monat aufgeschoben werden. Katsav will das Urteil vor dem Obersten Gerichtshof in Jerusalem anfechten. Der Ex-Präsident beteuerte bis zuletzt seine Unschuld.

Quelle: ntv.de, usa/dpa/AFP

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