Politik

Vereitelter Anschlag in Kopenhagen Terrorspur führt in die USA

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Das Redaktionsgebäude in Kopenhagen.

(Foto: dpa)

In einer koordinierten Aktion nehmen Ermittler in Dänemark und Schweden insgesamt fünf Verdächtige fest. Sie sollen einen Anschlag auf die Redaktion der Zeitung "Jyllands-Posten" geplant haben. Eine Spur führt den dänischen Geheimdienst womöglich in die USA - zu David Headley.

Neuer Terroralarm in Skandinavien, nur wenige Wochen nach dem Stockholmer Selbstmordanschlag: Offenbar in letzter Minute, aber auch nach genauer Überwachung hat die Polizei in Dänemark und Schweden fünf Männer kurz vor der Durchführung eines bewaffneten Anschlags auf die Kopenhagener Redaktion der Zeitung "Jyllands-Posten" festgenommen. Das Blatt hatte 2005 zwölf Karikaturen mit dem Propheten Mohammed veröffentlicht, die zu einer massiven Protestwelle in der islamischen Welt führten.

Die Verdächtigen gehörten radikalislamistischen Kreisen an, sagte der Chef des dänischen Polizei-Geheimdienstes PET, Jakob Scharf. "Der Angriff sollte nach unseren Erkenntnissen in den nächsten Tagen durchgeführt werden. Die Verdächtigen wollten in das Gebäude eindringen und so viele Menschen wie möglich töten", so Scharf. In Verbindung mit den Festnahmen in den Kopenhagener Vororten Herlev und Greve fand die Polizei unter anderem eine Maschinenpistole mit Schalldämpfer sowie Munition.

"Internationale Terrornetzwerke"

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(Foto: AP)

In Kopenhagen nahm die Polizei einen 44-jährigen Tunesier, einen 29 Jahre alten Schweden mit libanesischer sowie einen 30-jährigen Schweden zunächst noch unbekannter Herkunft fest. Sie waren erst in der Nacht zuvor mit einem Mietwagen aus Schweden über den Öresund nach Kopenhagen eingereist. Als einziger mit dänischem Aufenthalt gehörte ein 26-jähriger irakischer Asylbewerber zu der Gruppe. Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau wurde zugleich in Stockholm ein 37-jähriger Schwede tunesischer Abstammung festgenommen.

Scharf sagte, die Betroffenen hätten "Verbindungen zu internationalen Terrornetzwerken". Einen Zusammenhang zwischen den fünf Festnahmen mutmaßlicher Terroristen mit den Aktivitäten des US-Bürgers David Headly vom Oktober 2009 könne man "nicht ausschließen". Die Pläne für den Terrorangriff haben demnach ihren Ursprung möglicherweise in den USA.

Headley war wegen Attentats-Plänen gegen die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" in den USA festgenommen worden. Er gab in der Untersuchungshaft zu, dass er an der Vorbereitung der Terrroranschläge Ende 2008 im indischen Mumbai beteiligt war. Dort starben 166 Menschen. Nach Medienangaben soll Headley außerdem in Schweden Teilnehmer an Terroranschlägen in Großbritannien angeworben haben.

"Bisher schlimmster Anlauf"

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Kurt Westergaard ist inzwischen im Ruhestand.

(Foto: dpa)

Der Geheimdienstchef sagte weiter: "Dass diese konkreten Terrorpläne vereitelt werden konnten, ist einem umfassenden und äußerst arbeitsintensiven Fahndungseinsatz sowohl in Dänemark wie in Schweden zu verdanken."

Der dänische Justizminister Lars Barfoed erklärte, die von der Polizei aufgedeckten Terrorpläne seien "empörend und erschreckend." "Dies scheint der bisher schlimmste Anlauf zu einem Terroranschlag in Dänemark zu sein", meinte der Minister.

Bei dem Selbstmordanschlag am 11. Dezember in der schwedischen Hauptstadt Stockholm war nur der Attentäter gestorben, ein 28-jähriger Schwede irakischer Abstammung. Er hatte seine Tat unter anderem mit einer Mohammed-Karikatur begründet.

Redaktionen gut gesichert

Bei den Protesten gegen Dänemarks führende rechtsliberale Zeitung "Jyllands-Posten" Anfang 2006 in islamischen Ländern kamen mehr als 150 Menschen ums Leben. Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard wurde für seine Mohammed-Zeichnung immer wieder mit dem Tode bedroht und entging in seinem Haus nur knapp einem Mordanschlag.

Die Hauptredaktion von "Jyllands-Posten" in Arhus gilt ebenso als extrem gut gesichert wie die Hauptstadt-Reaktion am Kopenhagener Rathausplatz. Dort arbeitet auch die Redaktion von "Politiken". Der Chef des gemeinsamen Verlagshauses, Lars Munch, sagte, er sei "schockiert, dass erneut der Arbeitsplatz unserer Mitarbeiter solchen Gefährdungen ausgesetzt ist".

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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