Rede zum Tag der Einheit Wulff bekommt viel Beifall
03.10.2010, 17:26 Uhr
Christian Wulff traf den richtigen Ton an den richtigen Stellen und erntete dafür viel Beifall.
(Foto: dapd)
Nach fast 100 Tagen im Amt des deutschen Staatsoberhauptes war es für Christian Wulff die Stunde der Wahrheit. Mit seiner mit Spannung erwarteten Rede in Bremen schlägt er die Brücke von der deutschen Einheit zur Integration der Migranten – und erntet viel Lob dafür.
Mit großer Spannung hat Deutschland nach Bremen zu den Feierlichkeiten des 20. Jahrestags der deutschen Einheit geschaut. Dort hielt Christian Wulff seine erste wichtige Rede als neuer Bundespräsident. Er stellte besonders den Beitrag der Menschen im Osten heraus und betonte, auch Präsident aller Muslime in Deutschland sein zu wollen. Wulff schlug mit seiner Rede eine Brücke von der deutschen Einheit zur Integration der Migranten. Gleichzeitig rief er alle Deutschen zu mehr Respekt und Zusammenhalt gegenüber Fremden auf.

Kanzlerin Merkel war in die Hansestadt gekommen und lauschte den Worten des Bundespräsidenten.
(Foto: REUTERS)
Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Rede von Bundespräsident Christian Wulff als Weichenstellung für die Zukunft bezeichnet. "Der Bundespräsident hat darauf hingewiesen, was es heute bedeutet ein Volk zu sein", sagte Merkel. Er habe verdeutlicht, dass die deutsche Erfolgsgeschichte nun in einem vereinten Europa fortgesetzt werden müsse. "Das ist ein guter Auftrag für uns, die heute Politik machen."
Nachdenklich und starke Rede
Auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) lobte Wulffs Ansprache. "Es war eine nachdenkliche und starke Rede. Ich fühle mich ermutigt und zugleich in die Pflicht genommen, dass es uns gelingt, Integration nicht als Last, sondern als Chance zu sehen."
Dem schloss sich Innenminister Thomas de Maizière (CDU) an: "Wir lassen uns gerne vom Bundespräsidenten in die Pflicht nehmen. Es war eine sehr gute Rede zum 3. Oktober." Wulff habe alle großen Themen angesprochen und deutlich gemacht, dass heute anders über die Einheit gesprochen werden müsse. "Die Einheit ist erwachsen geworden."
"Das hätten wir gerne früher gehört"
Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast, äußerte sich dagegen zurückhaltender. "Ecken und Kanten waren nicht drin. Er ist einer, der ruhige, klare Worte spricht. Es war okay." Ihr Amtskollege Jürgen Trittin sprach von einer vorsichtigen Botschaft, die aber nichts grundsätzlich Neues beinhaltet habe. "Er hat eine Rede gehalten, die sich vor allem an das konservative Spektrum gerichtet hat - und es mit ein paar Grundwahrheiten konfrontiert", sagte der frühere Umweltminister.
Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) begrüßte "die kritischen Worte des Bundespräsidenten zu der Panik-Debatte um Integration und Muslime in Deutschland". Der Ratsvorsitzende Klaus Bade betonte, Wulff habe vor einer falschen Konfrontation mit Verletzungen und Ausgrenzungen gewarnt. Er habe Probleme der Einwanderungsgesellschaft angesprochen, aber auch deutlich gemacht, dass Integration in Deutschland viel besser sei als ihr Ruf im Land. "Das hätten wir gerne schon früher aus Bellevue gehört", fügte der Professor hinzu.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/rts