BayernAugsburger Bischof zieht Konsequenzen aus Missbrauchsstudie

Bischof Meier reagiert bestürzt – und will Maßnahmen für mehr Schutz und für mehr Aufarbeitung. Dabei verfolgt er ein klares Ziel.
Augsburg (dpa/lby) - Der katholische Bischof Bertram Meier will aus einer jüngst veröffentlichten Studie zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Augsburg strukturelle Konsequenzen ziehen. "Der Kampf gegen sexualisierte Gewalt wird ein Dauerthema bleiben, das wir sorgsam im Blick behalten müssen, um gewonnene Standards zu halten und weiter auszubauen", betonte Meier in einer Stellungnahme zur Ende Oktober veröffentlichten Studie der Unabhängigen Aufarbeitungskommission Augsburg (UAKA). Ziel müsse es sein, solches Leid zu verhindern.
Bischof: "Schwere Schuld des Bistums Augsburg"
Meier wandte sich zunächst an die Betroffenen: "Ihr Leid geht mir sehr zu Herzen und die schwere Schuld des Bistums Augsburg Ihnen gegenüber lastet mir auf der Seele." Die Schilderung der Vorfälle und des "viel zu oft völlig unangemessenen Umgangs mit ihnen" habe ihn mit Entsetzen erfüllt. Neben den Auswirkungen der Missbrauchserfahrungen auf die Betroffenen und ihr Umfeld, die derzeit in einer weiteren Studie untersucht würden, müsse auch die "jahrzehntelang andauernde Ignoranz der Verantwortungsträger" aufgearbeitet werden.
Jahrzehntelanges Fehlverhalten
Die Augsburger Untersuchung basiert auf der sogenannten MHG-Studie, die bundesweit die Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche untersucht hatte. Die UAKA betrachtete nun gezielt, wie die Verantwortlichen im Bistum Augsburg seit 1948 mit Missbrauchsfällen umgegangen sind. Demnach verhielten sich die Bischöfe und Generalvikare bis 2002, als die deutsche Bischofskonferenz erstmals entsprechende Leitlinien und Strukturen etablierte, überwiegend nicht angemessen. Die Interessen der Kirche standen im Vordergrund.
Erst unter Bischof Walter Mixa (2005–2010) ging das Fehlverhalten zurück, beim amtierenden Bischof Meier stellte die UAKA kein Fehlverhalten fest. Insgesamt erfasste die Studie 193 Taten an 156 Betroffenen, zwei Drittel davon männlich. Knapp ein Drittel der Übergriffe fand in Pfarrhäusern oder Privatwohnungen der Priester statt.
Einladungen für unbegleitete Minderjährige in Pfarrhäuser verbieten?
Bertram will daraus Konsequenzen ziehen und prüfen, wie diese Tatorte möglichst ausgeschlossen werden können - die Kommission etwa hatte vorgeschlagen, dass Priester unbegleitete Minderjährige nicht länger dorthin einladen dürften. Der Bischof will auch beraten, wie das Bistum Kleriker in bestimmten Lebensphasen und Krisen besser begleiten kann, um sexualisierter Gewalt vorzubeugen.
Zudem kündigte Bertram strukturelle Reformen an. So sollen unter anderem die Bereiche Prävention, Intervention und Anerkennungsleistungen ab 2026 in einer neuen Stabsstelle gebündelt werden. Präventionsmaßnahmen würden ebenfalls gebündelt und weiterentwickelt, alle im Raum der Kirche Tätigen zum Thema sexualisierte Gewalt sensibilisiert. So schnell wie möglich solle zudem eine Stelle mit dem Schwerpunkt psychologische und pastorale Nachsorge für die Betroffenen geschaffen werden. Neu bekanntgewordene Fälle würden fortan jährlich im Amtsblatt veröffentlicht. Und auch bei den Kontroll-Strukturen für die Einhaltung von Auflagen für Kleriker gebe es Handlungsbedarf.