Regionalnachrichten

BayernEklat bei Brenner-Nordzulauf: Bahn kritisiert Boykott

03.02.2022, 14:13 Uhr

Lastwagen weg von der Straße, mehr Güter auf die Schiene - das soll der Brenner Basistunnel bringen. Ob und wo dafür neue Bahngleise auch in Bayern gebaut werden müssen, ist heftig zwischen betroffenen Kommunen und Bahn umstritten.

München (dpa/lby) - Im Streit um die Planungen für eine neue Bahntrasse südlich von München Richtung Brenner Basistunnel bleiben die Fronten verhärtet. Am Mittwochabend hatte die Mehrzahl der Vertreter von Verbänden und Kommunen im Landkreis Ebersberg das Dialogforum der Deutschen Bahn (DB) boykottiert. Die Bahn kritisierte das am Donnerstag.

"Einen Boykottaufruf finden wir falsch", sagte Christian Tradler von der DB Netz AG. Das Forum sei der Ort, um Fragen zu stellen. Fernzubleiben sei keine Lösung. Auf die meisten der 76 schriftlich eingereichten Fragen sollten in Kürze Antworten veröffentlich werden.

Die Kommunen hatten in einem offenen Brief kritisiert, der Dialog finde aus ihrer Sicht nicht auf Augenhöhe statt. "Sie nutzen Ihren Handlungsspielraum bei der Trassenplanung nicht, um, wie wiederholt von uns gefordert, weitere Alternativen am Bestand aufzugreifen", warfen die Unterzeichner, unter ihnen der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und sechs Bürgermeister, der Bahn vor.

"Zu dem Boykott wäre es nicht gekommen, wenn man einen Dialog auf Augenhöhe geführt hätte", bekräftigte der Grafinger Bürgermeister Christian Bauer (CSU) am Donnerstag. "Ich halte eine einseitige Absage der Bahn für unsere Vorschläge für keinen guten Stil. Dass diese Vorschläge nicht einmal in die weiteren Untersuchungen der Bahn einfließen sollen und wirklich geprüft werden, verstehen wir nicht."

Die Kommunen lehnen alle vier von der Bahn vorgeschlagenen Trassenvarianten wegen erheblicher Eingriffe in die Landschaft und der Betroffenheit vieler Menschen ab. Der Ausbau der Bestandsstrecke mit optimalem Lärmschutz könne die bessere Lösung sein, mit einem - falls nötig - Neubau direkt neben den bestehenden Gleisen.

Dieter Müller von der DB Netz AG sagte dazu, diese Lösung sei als erstes geprüft worden. Neue Gleise für eine Geschwindigkeit von bis zu 230 Stundenkilometern direkt neben den bestehenden Gleisen kämen aber nicht in Frage. Damit wären die Eingriffe in Wohnbebauung und Natur noch größer als bei einer Umfahrung bestimmter Bereiche.

Bauer kritisierte, nach den Vorschlägen der Bahn würden alte und neue Gleise teils beidseits von Häusern verlaufen. "Die Einkesselung von mehreren Ortsteilen zwischen zwei Gleisen kann kein gutes Ergebnis des Dialogs sein", sagt er. "Bei einem Ausbau, der nicht an der Bestandsstrecke geführt wird, erhalten die ohnehin schon lärmgeplagten Bürger keinen besseren Lärmschutz." Für Samstag hat Bauer in Grafing eine Demo angemeldet.

Die neue Bahnstrecke soll die Kapazitäten zum Brenner Basistunnel erhöhen, an dem in Italien und Österreich gebaut wird und der 2032 fertig werden könnte. Bürgerinitiativen kämpfen seit Jahren gegen den Bau des Brenner-Nordzulaufs im Inntal von Rosenheim bis zur österreichischen Grenze. Für diesen Bereich hat die Bahn schon eine Trasse vorgestellt, über deren Realisierung die Politik entscheiden muss. Mit den nun diskutierten vier Trassen soll die zwölf Kilometer lange Lücke nördlich von Rosenheim Richtung München geschlossen werden. Bis Jahresmitte will die DB eine bevorzugte Trasse auswählen.

Quelle: dpa

Regionales