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Hamburg & Schleswig-HolsteinRüstungsindustrie setzt auf Bundeswehr-Sondervermögen

26.08.2022, 12:29 Uhr

U-Boote, Fregatten, Panzer - Schleswig-Holstein ist ein bedeutender Standort der Verteidigungsindustrie in Deutschland. Die Branche lebt stark vom Auslandsgeschäft; nun soll das große Sondervermögen für die Bundeswehr einen weiteren Schub bringen.

Kiel (dpa/lno) - Die Rüstungsunternehmen in Schleswig-Holstein sind weiter auf Wachstumskurs und rechnen für ihre Geschäfte mit einem besonderen Schub aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen zur Stärkung der Bundeswehr. Die Branche erwarte auch im Norden eine maßgebliche Beteiligung an den geplanten Beschaffungsvorhaben, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises Wehrtechnik, Dieter Hanel, am Freitag in Kiel. Das Sondervermögen werde voraussichtlich ein kräftiges Plus bei der Binnennachfrage bringen. Entscheidungen oder gar Vertragsabschlüsse gebe es noch nicht, sagte Hanel. Zügig neue Produktionskapazitäten aufzubauen, sehe er nicht als großes Problem.

Da unter anderem auch weitere U-Boote angeschafft werden sollen, könnte hier der Marineschiffbau in Kiel zum Zuge kommen. Hier hat die Wehrtechnik in den letzten Jahren mit aktuell 15 Unternehmen besonders kräftig zugelegt. Arbeiteten hier 1992 noch gut 2400 Beschäftigte, so waren es im vergangenen Jahr fast 5300. 45 Prozent der Industriearbeitsplätze an der Förde seien mittlerweile der Wehrtechnik zuzuordnen, sagte Hanel.

Wachstumsträger der Branche im Norden ist bisher vor allem der Export. Der Gesamtumsatz schwankt - je nach Auftragsabrechnung - zwischen einer und zwei Milliarden Euro. Nach dem Raum München sei Schleswig-Holstein eine der Hochburgen der Wehrtechnik in Deutschland, sagte Hanel. Dabei dominiert im Norden der Marineschiffbau, aber auch Landsysteme (Panzer), Waffen- und Munitionsindustrie, Kommunikationssysteme und diverse Zulieferer im Hightech-Bereich sind vertreten.

"Die Wehrtechnik-Unternehmen in Schleswig-Holstein rechnen auch für 2022 mit einer guten Geschäftsentwicklung, getragen von höheren Umsätzen, von weiterem Personalaufwuchs und einer ausgeprägten Investitionsbereitschaft", sagte Hanel. Er stützte sich auf eine Umfrage, an der sich 18 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt 6320 direkt in der Wehrtechnik Beschäftigten beteiligten. Dem Arbeitskreis gehörten 2021 rund 30 Unternehmen mit gut 7400 direkt in der Verteidigungsindustrie arbeitenden Menschen an. Hinzu kommen etwa 12 000 Beschäftigte im nachgeordneten Bereich.

In den vergangenen zwei Jahren hatten die Unternehmen eine Reihe von Milliardenaufträgen an Land gezogen, zum Beispiel über U-Boote für Norwegen und Deutschland und Panzer, aber auch über Sonarsysteme für italienische U-Boote. Wichtige Auslandsmärkte sind Australien, Südkorea, Indonesien, Nahost und Singapur.

Bei den Umsätzen und beim Personal seien die Erwartungen vor allem der größeren Unternehmen auf Zuwachs ausgerichtet, gab Hanel an. Wachstumshemmend wirke ein ausgeprägter Fachkräftemangel. 15 Betriebe könnten ihren Bedarf nur mit "großen Anstrengungen" decken. Dennoch seien die Unternehmen der Branche weiter auf Erfolgskurs. "Sie sind ein bedeutender Teil des Industriestandortes Schleswig-Holstein", sagte Hanel. "Wir freuen uns, dass auch die Landesregierung die Bedeutung dieser wichtigen Branche so einschätzt und anerkennt."

Von den Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten, schätzen sieben - sie beschäftigen zwei Drittel der von der Umfrage erfassten Mitarbeiter - die gegenwärtige Situation besser ein als vor Jahresfrist. Acht Unternehmen bewerteten sie als gleich. Für das laufende Geschäftsjahr gehen zwölf Unternehmen von einem Umsatzplus aus.

Alle an der Umfrage beteiligten Unternehmen wollen in den kommenden zwölf Monaten ihre Auslandsaktivitäten erhöhen oder gleich halten. Elf Betriebe planen konstante Investitionen, fünf wollen zulegen. Ebenfalls zwölf Unternehmen planen Neueinstellungen.

Quelle: dpa

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