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Hamburg & Schleswig-HolsteinWerden Weihnachtsmärkte im Norden noch rigider gesichert?

16.11.2025, 05:02 Uhr
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Betonklotz und Besinnlichkeit? Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg 2024 wirkt sich auch auf Hamburg und Schleswig-Holstein aus. Schausteller warnen vor überzogenen Vorgaben.

Hamburg/Kiel (dpa/lno) - Nach dem Anschlag von Magdeburg sind die Sicherheitsvorkehrungen für Weihnachtsmärkte in Hamburg und Schleswig-Holstein in diesem Jahr verschärft worden. Das treibt die Kosten für Kommunen und Veranstalter teils deutlich nach oben. An einigen Standorten bleiben die Vorgaben hingegen unverändert. Die Deutsche Presse-Agentur hat Ämter und Veranstalter befragt.

Am 20. Dezember 2024 war ein Mann mit einem Mietwagen über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Sechs Menschen wurden getötet und mehr als 300 verletzt. Der Prozess gegen den Fahrer hat am 10. November am Landgericht der Stadt begonnen.

Wie viele Weihnachtsmärkte gibt es?

Nach Angaben der sieben Hamburger Bezirke sind zum Stand der Anfrage 44 Weihnachtsmärkte geplant. Im Bezirk Mitte gibt es mit 20 die meisten, gefolgt von Altona (sieben), Wandsbek und Eimsbüttel (je fünf). Vier Märkte werden im Bezirk Nord, zwei in Bergedorf und einer wird in Harburg veranstaltet.

In Schleswig-Holstein gibt es nach Übersicht des Schaustellerverbands in allen größeren Städten Weihnachtsmärkte. Auf etlichen Gutshöfen werden zudem Buden und Stände aufgestellt. Die Stadt Kiel weist auf vier Märkte hin.

Wer zahlt für Tanks, Betonsperren und geparkte Lkws?

Das ist je nach Hamburger Bezirk unterschiedlich. Laut Bezirksamt Mitte trägt die Stadt Hamburg wie in den Vorjahren die Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen. Die anderen Bezirksämter antworten, dass die Veranstalter die Kosten zusätzlicher Vorkehrungen übernehmen müssten.

Wer entscheidet über die Sicherheitsauflagen?

Für die Genehmigung der Weihnachtsmärkte sind in Hamburg die Bezirksämter zuständig, wie die Innenbehörde mitteilt. Die Polizei berät die Veranstalter.

Die Stadt Kiel richtet aus, dass Veranstaltungen in Schleswig-Holstein nicht genehmigungspflichtig sind. Es gebe in Kiel keine Sicherheitsauflagen, aber ein Konzept, das mit der Polizei erarbeitet werde.

Gibt es verschärfte Auflagen und Vorkehrungen?

In Hamburg ist das an einigen Standorten der Fall: Am Markt in Niendorf am Tibarg werden dieses Jahr 16 statt 9 Container, gefüllt mit je 1.000 Litern Wasser, aufgestellt, wie Veranstalterin Cordula Stein sagt. Zudem müssten zwei besetzte Transporter Zufahrten sperren.

Auf dem Weihnachtsmarkt am mittlerweile umgestalteten Jungfernstieg werden der RSW Veranstaltungs GmbH zufolge zusätzliche Sperrelemente für Bereiche außerhalb des Pollersystems angebracht. Auf dem "Wandsbeker Winterzauber" gebe es mehr Sicherheitsmitarbeiter und Zufahrtssicherungen, berichtet Veranstalter Manfred Pluschies. Am Harburger Markt müsse ein weiterer Lkw zur Sicherung abgestellt werden, so Eventmanagerin Anne Rehberg.

Dagegen meldet die Bergmanngruppe, die etwa Weihnachtsmärkte in den Bezirken Nord und einen Markt in Altona ausrichtet, keine erhöhten Auflagen. In Altona schützten unverändert Wassertanks und Betonschwellen den Markt, die anderen Märkte seien über Poller gesichert.

In Kiel gibt es seit diesem Jahr Poller, die Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt schützen sollen, wie die Stadt mitteilt. Zudem sollten Bigbags, also Schüttgutbehälter, aufgestellt werden. In Lübeck gibt es zudem neue Zufahrtssperren, wie die "Lübecker Nachrichten" berichten.

Steigen Kosten wegen verschärfter Auflagen?

Das Hamburger Bezirksamt Mitte bestätigt höhere Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen. Andere Bezirke verweisen auf die Veranstalter. Für den Markt in Niendorf beziffert Veranstalterin Stein die Zusatzkosten auf 25.000 Euro. Sie habe letztlich erreicht, dass die Kosten übernommen worden seien.

Nach einem Bericht der "Lübecker Nachrichten" kosten die neuen Zufahrtssperren für den Markt in Lübeck mehrere Hunderttausend Euro.

Fallen Märkte deshalb aus?

In Hamburg nicht, die Bezirke verneinen das oder geben an, keine Kenntnis zu haben. In Bezirk Wandsbek hat sich ein Veranstalter zurückgezogen – begründet das aber mit fehlendem Interesse. In Altona gibt es sogar einen Markt mehr als im Vorjahr.

Was sagt ein Schaustellerverband?

Wilfried Thal, Präsident des Landesverbands des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller Hamburg, kritisiert: Häufig stellten die Behörden überzogene Sicherheitsforderungen. Diese könnten zu einem erheblichen Kostenfaktor werden. "Es besteht die Gefahr, dass Veranstaltungen, die unsere Gesellschaft geprägt haben, verloren gehen."

Quelle: dpa