Mecklenburg-VorpommernProjekt macht Stichwortsuche in Zeitungsausgaben möglich

Zeitungen online lesen ist mittlerweile normal. Bei einer Stralsunder Zeitung geht das jetzt auch für über 100 Jahre alte Ausgaben - mit Volltextsuche. Das war eine technische Herausforderung.
Stralsund (dpa/mv) - Ob Bismarcks Tod oder historische Weihnachtswerbung - Interessierte können neuerdings online historische Ausgaben des "Stralsunder Tageblatts" durchforsten. Die Digitalisierung inklusive Texterkennung hat nach Aussage von Dirk Schleinert, Leiter des Stralsunder Stadtarchivs, Seltenheitswert. Zumindest im Nordosten sei es die erste historische Tageszeitung, bei der nun Volltextsuche möglich sei. Kristin Bäßler vom Deutschen Bibliotheksverband sagte, es handele sich tatsächlich um "etwas Besonderes". Ob es bundesweit ein Novum sei, könne sie angesichts der Vielzahl der Archive nicht sagen.
Seit Herbst 2021 hat eine Firma laut Schleinert die Ausgaben der seit 1898 erschienen Tageszeitung etwa ein Jahr lang gescannt. Nun seien die Ausgaben auch online verfügbar. "Seit Jahren gab es da Bemühungen eben diese Volltexterkennung auch bei Tageszeitungen einzuführen." Die Schwierigkeiten entstünden durch die unterschiedlichen Schriftgrade etwa der Überschriften oder auch der Anzeigenseiten inklusive Grafiken. "Das haben die jetzt technisch bewältigt."
Das "Stralsunder Tageblatt" sei nach der erstmals 1762 erschienenen "Stralsundische Zeitung" die zweite Zeitung der Hansestadt gewesen. Letztere sei 1934 eingestellt worden, so dass das "Stralsunder Tageblatt" bis zum Ende seines Erscheinens 1943 die führende Tageszeitung der Stadt gewesen sei. Sie habe sich auch als Zeitung für die ganze Region verstanden. In ihren Ausgaben finde sich das alltägliche Geschehen von Politik über Unfälle bis hin zur Werbung. "Gerade bei der Volltextrecherche werden uns die Ortschronisten dankbar sein". Sie müssten nicht mehr mühsam Seite für Seite nach ihren Orten suchen.
Aus Urheberrechtsgründen sind die Ausgaben zunächst nur bis 1930 online einsehbar. Hier gehe es etwa um Rechte an Fotos, Gedichten oder Fortsetzungsromanen, die enthalten sein könnten. Im Stadtarchiv soll man auch die restlichen Ausgaben mit Volltextsuche durchsuchen können. Die Digitalisierung trage zum Schutz der Originale bei, erklärte Schleinert. Tageszeitungen seien wie auch in anderen Archiven die am häufigsten genutzten Dokumente. Gleichzeitig sei die Papierqualität sehr schlecht.
Ermöglicht wurde die Digitalisierung durch eine Förderung des Deutschen Bibliotheksverbandes im Rahmen des Programms "WissensWandel" als Teil eines Programms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).