Mecklenburg-VorpommernVBE verlässt Bildungspakt 2030 für MV
Vor drei Jahren schlossen Gewerkschaften, Verbände und Regierung in MV einen Pakt, um gemeinsam dem Lehrermangel entgegenzuwirken. Klassenziel verfehlt, meint eines der Pakt-Mitglieder - und geht.
Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) hat seine Mitarbeit im 2021 geschlossenen Bildungspakt für Mecklenburg-Vorpommern aufgekündigt und damit seine Unzufriedenheit mit den Entwicklungen im Bildungsbereich deutlich gemacht.
Es sei nicht gelungen, Lehrer und Lehrerinnen spürbar zu entlasten und ältere Lehrkräfte zu halten, begründete VBE-Landeschef Michael Blanck am Freitag den Ausstieg. Viele verließen den Schuldienst oft weit vor dem Rentenalter. "Es hatte für uns immer mehr den Anschein, dass es mehr um die Verwaltung beziehungsweise um die gleichmäßige Verteilung des Mangels geht. Das ist nicht unser Anspruch und erfüllt auch nicht das Ziel einer guten Schule 2030."
Den Bildungspakt "Gute Schule 2030" hatten Landesregierung, Gewerkschaften und Verbände im April 2021 geschlossen, um sich gemeinsam gegen den Lehrermangel an den Schulen des Landes zu stemmen. So sollten neue Wege zur Gewinnung von Lehrkräften gesucht und gefunden und zugleich die Bedingungen für erfahrene Pädagogen verbessert werden.
"Nach drei Jahren Bildungspakt, einem Drittel der Laufzeit, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir in dem eigentlichen Ziel kaum vorangekommen sind. Dazu kommt, dass wir als VBE weder in der Vorbereitung des Bildungspaktes eingebunden waren und auch in der Arbeit selten das Gefühl hatten, Partner auf Augenhöhe zu sein", resümierte Blanck.
Das Fass zum Überlaufen gebracht hätten die von der Landesregierung angekündigten Änderungen bei der Lehrerausbildung, ohne zuvor mit den Partnern darüber verhandelt zu haben.
Insbesondere mit der Einführung eines Sekundarstufenlehramtes, das sowohl Gymnasial- als auch Regionalschullehrer umfasst, sei der Verband vor vollendete Tatsachen gestellt worden. "Und wenn die Landesregierung in diesen wichtigen Fragen eben nicht ihren Part erfüllt, sehen wir keine Chance mehr für eine gewinnbringende Mitarbeit", sagte Blanck. Der Austritt aus dem Bildungspakt sei als Weckruf für die Landespolitik zu verstehen.
Ein Sprecher des Bildungsministeriums wies den Vorwurf zurück, dass der VBE bei der Reform des Lehrerbildungsgesetzes nicht eingebunden gewesen sei. Die Entscheidung des Verbandes, nicht mehr im Bildungspakt mitzuarbeiten, werde zur Kenntnis genommen. Der Pakt für "Gute Schule 2030" bestehe weiter und habe gemeinsam auch schon vieles erreicht.
"Die Ergebnisse haben immer darauf beruht, im Sinne der Lehrkräfte zu handeln und tragfähige Kompromisse zu finden", sagte der Sprecher. Als Beispiele verwies er unter anderem auf gestraffte Einstellungsverfahren für Lehrkräfte, Zuschläge für Lehrer in den MINT-Fächern an Regionalen Schulen sowie die Überarbeitung der Qualifizierung der Lehrkräfte im Seiteneinstieg. Ziel bleibe es, die Attraktivität des Lehrerberufs und des Referendariats zu steigern und die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zu verbessern.
Früheren Angaben zufolge scheidet in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 etwa die Hälfte der rund 12 600 Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen altersbedingt aus dem Dienst aus. Somit sind jährlich etwa 1000 Neueinstellungen erforderlich, um das Ausscheiden zu kompensieren und Zusatzbedarfe zu decken. Laut Ministerium wurden in den Jahren 2022 und 2023 in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 1900 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt, 700 davon als Lehrkräfte im Seiteneinstieg.