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ThüringenBau in der Krise: "Keiner investiert, weil es teuer ist"

01.12.2025, 05:01 Uhr
Hohe-Preise-und-fehlende-Investitionen-belasten-Thueringens-Bauindustrie

Bis zu einem Fünftel weniger Aufträge, steigende Kosten, sinkende Beschäftigtenzahlen: Wie Thüringens Bauindustrie mit der Krise kämpft und was für einen Neubeginn nötig wäre.

Erfurt (dpa/th) - Thüringens Bauindustrie leidet unter einer anhaltend schlechten Auftragslage. "Der Wohnungsbau ist ein ganz großes Sorgenkind, weil keiner mehr investiert", sagte Burkhardt Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Hessen-Thüringen, der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. "Kein Investor investiert jetzt noch, weil es eben teuer geworden ist, weil die Grundstücke teuer geworden sind. Standards sind sehr, sehr hoch und die Mieten können ja nicht ins Unermessliche steigen", so Siebert. Die Lage sei kritisch. In einigen Bereichen gebe es Kurzarbeit.

Grund dafür seien vor allem zu hohe Preise. Die Bauindustrie hoffe auf Verbesserungen durch die möglichst rasche Verteilung der angekündigten 500 Milliarden Euro Sondervermögen des Bundes. Investitionen würden dringend gebraucht, fordert Siebert. "Das Ärgerliche ist ja, dass der Bedarf da ist für alle Bereiche, für Infrastruktur, für Wohnungen, für Schiene, für die Anbindung des ländlichen Raumes", führt der Verbandschef aus. "Aber wir können es halt nicht zusammenbringen aufgrund der Preissituation."

Fast ein Fünftel weniger Aufträge im Straßenbau

Wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht, ist das Auftragsvolumen bei Thüringer Baubetrieben ab 20 Beschäftigten beim Wohnungsbau in den ersten neun Monaten des Jahres um fast ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken (minus 19,4 Prozent). "Und wir kommen schon von einem niedrigen Niveau", so Siebert.

Ähnlich stark gesunken ist auch die Auftragsmenge im Bereich Tiefbau (-18,8 Prozent). Beim Straßenbau gab es fast ein Viertel weniger Aufträge (-24,2 Prozent). Dass es dennoch Umsatzsteigerungen gegeben habe, sei vor allem auf anhaltende Preissteigerungen zurückzuführen, so der Verbandschef. Materialien wie Stahl, Preise für Entsorgung, Transporte und auch die Energiepreise seien deutlich gestiegen.

Rund zehn Prozent der Beschäftigten seit 2019 verloren

Entsprechend sei auch die Zahl der Beschäftigten in der Thüringer Bauindustrie bis September dieses Jahres gesunken, um 2,6 Prozent. Derzeit arbeiten noch rund 24.000 Menschen in Thüringen in der Branche. Im Jahr 2019 seien es noch 27.000 gewesen.

Hilfreicher als immer neue Förderprogramme seien aus Sicht der Bauindustrie zudem verbesserte Rahmenbedingungen. Es seien vor allem die Kommunen, die diese jetzt schaffen könnten, meint der Bauindustrie-Verbandschef. Sie müssten mehr Bauland ausweisen und schneller Genehmigungen erteilen, um für sinkende Grundstückspreise zu sorgen.

Quelle: dpa

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