Großer Tour-Druck bei Red Bull Die größte aller Radsportfragen verfolgt Vuelta-Dominator Roglic
09.09.2024, 07:43 Uhr
Primoz Roglic ist bei der Vuelta kaum zu schlagen, aber kann er auch die Tour de France gewinnen?
(Foto: IMAGO/ZUMA Press)
Primoz Roglic zeigt bei der Spanien-Rundfahrt seine Klasse. Reicht diese, um im kommenden Jahr den Tour-Sieg anzugreifen? Oder kommt alles ganz anders? Um sein Team Red Bull-Bora-hansgrohe gibt es Gerüchte, dass ein aufstrebender Superstar kommen könnte.
Primoz Roglic sah mit Mütze, Maske und frischem Roten Trikot recht nikolausig aus, Geschenke verteilte er dann folgerichtig auch: Nachdem der slowenische Radstar auf der Königsetappe seinen historischen vierten Vuelta-Sieg praktisch perfekt gemacht hatte, gab es für Söhnchen eins die Tagestrophäe, für Söhnchen zwei das Plüschmaskottchen, für Ehefrau Lora eine innige Umarmung - und für Teamchef Ralph Denk die vorzeitige Gewissheit des ersten großen Rundfahrt-Triumphs seiner teuren Neuverpflichtung.
"Ich fühle mich gut, es ist wirklich ein schöner Tag", sagte Roglic knapp, nachdem er am Samstag auf dem Picon Blanco im rauen spanischen Norden die letzten Bergangriffe seiner Kontrahenten souverän abgewehrt hatte. Das Zeitfahren am Sonntag in Madrid, das Roglic hinter dem Schweizer Stefan Küng auf Platz zwei beendete, war dann eine 24,6 Kilometer lange Triumphfahrt.
2:36 Minuten lag "Rogla" letztlich vor dem Australier Ben O'Connor. Mit vier Siegen ist der ruhige Slowene nun gemeinsam mit dem Spanier Roberto Heras (2000, 2003 bis 2005) Rekordsieger der Vuelta - auch Roglic hatte diese von 2019 bis 2021 dreimal in Serie gewonnen. Weil zudem Youngster Florian Lipowitz seinen Top-10-Platz absicherte, was als zuvor letztem Deutschen Jan Ullrich bei dessen Sieg 1999 gelungen war, und den starken siebten Rang belegte, wurde die Spanien-Rundfahrt für Red Bull-Bora-hansgrohe zum durchschlagenden Erfolg.
"Das Gelbe Trikot ist mittelfristig das Ziel"
Die Vuelta hat Roglic also durchgespielt. Den Giro und dessen Rosa Trikot hatte er bereits 2023 noch für Jumbo-Visma gewonnen. Bora-hansgrohe war 2022 mit dem Australier Jai Hindley Giro-Sieger. Dem Topstar wie auch dem Team fehlt also der Triumph bei der Tour de France. Deshalb begleitete Roglic nun diese eine Frage: Kann der Radsport-König von Spanien auch Kaiser von Frankreich werden? Die Erwartungshaltung ist klar: "Das Gelbe Trikot ist mittelfristig das Ziel", hatte Denk vor der 2024er-Tour gesagt, die für Roglic sturzbedingt früh endete.
In Spanien war Roglic - auch wenn er das Rote Leader-Trikot erst auf der drittletzten Etappe vom Australier Ben O'Connor zurückholte - mit Abstand der stärkste Fahrer. Jedoch: Giro und Vuelta, das zeigte 2024, sind etwas ganz anderes als die Tour. Den Giro gewann Roglics Landsmann Tadej Pogačar lässig als Vorspeise zum Toursieg, wo er den Dänen Jonas Vingegaard, Tour-Champion 2022 und 2023, sowie den Belgier Remco Evenepoel auf die Plätze verwies. Alle drei fehlten bei der Vuelta. Selbst in Vuelta-Form dürfte es für Roglic 2025 schwer werden, gegen die drei deutlich jüngeren Kontrahenten mitzuhalten. Roglic wird im Oktober 35, in einem solchen Alter gewann nur der Belgier Firmin Lambot die Tour - 1922!
"Natürlich bin ich schon 34, aber ich fühle mich jung", sagte der frühere Skispringer Roglic, der sich erst als Mittzwanziger ganz auf den Radsport konzentrierte. Reicht das für Denk, auch 2025 auf Roglic zu setzen, der mit kolportierten 4,5 Millionen Euro Jahresgehalt nach Pogacar wohl der zweitbestbezahlte Profi ist? Oder denkt Denk um, auch weil der frisch eingestiegene Dosen-Namenssponsor Maximal-Erfolg sehen will? Gerüchte um Evenepoel halten sich jedenfalls hartnäckig. Den wortkargen Roglic ficht das nicht an. Standardantwort: Er befasse sich nur mit sich selbst.
Quelle: ntv.de, tno/sid