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Aber wieder "2:0 für Österreich" Deutscher Skisprung-"Opa" schreibt Geschichte

Pius Paschke ist plötzlich auch im Einzel eine ganz große Nummer.

Pius Paschke ist plötzlich auch im Einzel eine ganz große Nummer.

(Foto: IMAGO/Lehtikuva)

Routinier Pius Paschke, Comebacker Stephan Leyhe und Andreas Wellinger auf dem Podest: Die deutschen Skispringer legen einen Traumstart mit Rekordzahlen hin. Bundestrainer Stefan Horngacher kann sein Glück kaum fassen, es reifen bereits Tournee-Träume.

Mittendrin in der Weltelite, mehrere Weltklasse-Springer und eine Podest-Premiere für einen 33-Jährigen: Die deutschen Skispringer sind fulminant in den neuen Winter gestartet, haben sich im finnischen Ruka aber an beiden Tagen dem herausragenden Stefan Kraft geschlagen geben müssen. "Auf keinen Fall hätte ich das geglaubt. Wir haben nicht genau gewusst, wo wir stehen. Die Mannschaftsleistung ist super, Gratulation ans Team", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher über das erste Wochenende, an dem der Teamsenior Pius Paschke erstmals in seiner Karriere aufs Einzelpodest sprang und Andreas Wellinger am Sonntag Dritter wurde.

Das Springen am Sonntag

1. Stefan Kraft (Österreich)
2. Jan Hörl (Österreich)
3. Andreas Wellinger
4. Pius Paschke
5. Stephan Leyhe
6. Peter Prevc (Slowenien)
7. Daniel Tschofenig (Österreich)
8. Timi Zajc (Slowenien)
9. Karl Geiger
10. Michael Hayböck (Österreich)
10. Halvor Egner Granerud (Norwegen)
...
14. Philipp Raimund
...
19. Martin Hamann

Der Österreicher Kraft ragte an beiden Tagen deutlich heraus. Am Sonntag trotzte er in Finnland nicht nur der eisigen Kälte von minus 18 Grad, sondern auch der starken Konkurrenz, deren Flüge er noch einmal überbot. "Stefan Kraft ist auf dieser Schanze nicht zu schlagen. Er ist in einer Wahnsinnsform", stellte Horngacher fest. Zum Länderduell kommentierte er in der ARD schnippisch: "2:0 für Österreich." Am Sonntag waren 148,5 und 148,5 Meter zu viel für die Konkurrenz, die von seinem Landsmann Jan Hörl und Wellinger angeführt wurden. Am Samstag hatte Paschke, der als Zweiter direkt vor Stephan Leyhe landete, im Mittelpunkt gestanden. Eigentlich waren Wellinger und Karl Geiger als aussichtsreichste deutsche Springer gehandelt worden.

Paschke plötzlich gefragt

Der ruhige Routinier Paschke war eigentlich immer ein Mann der zweiten Reihe. Nicht nur leistungstechnisch lag der Bayer oft deutlich hinter Kollegen wie Karl Geiger und Markus Eisenbichler zurück. Auch in der Öffentlichkeit und bei Interviews spielte Paschke meist keine große Rolle. Das hat sich plötzlich geändert. Als er mit Sprüngen auf 142 und 142,5 Meter Rang zwei hinter Überflieger Stefan Kraft perfekt machte, ging es um Paschke. "Das bedeutet mir sehr viel. Das war richtig cool. Ich mag die Schanze extrem gerne. Dass es der zweite Platz ist, ist richtig cool", sagte der 33-Jährige. Paschke war zwar 2021 Teil des Weltmeister-Teams und 2020 Teil des Silber-Teams bei der Skiflug-WM. Doch im Einzel hatte es bisher nicht so überragend geklappt.

Seit 2013 ist Paschke im Weltcup dabei, das Springen am Samstag in Kuusamo war sein 121. Wettkampf - und endete historisch: Nie zuvor war ein Skispringer bei seinem ersten Podestplatz älter, zudem gehört Paschke nun zu den zehn ältesten Springern auf einem Podium. Eine Liste, die wohl auf ewig vom "Flugsaurier" Noriaki Kasai aus Japan angeführt wird, der 2017 sogar mit 44 Jahren auf dem Treppchen stand. Als "deutscher Kasai" wird Paschke bislang zwar nicht bezeichnet, den einen oder anderen Spruch musste er sich wegen seines Alters dennoch gefallen lassen. "Der Opa hat zugeschlagen", sagte etwa ARD-Experte Sven Hannawald - und brachte Paschke zum Grinsen. Platz vier am Sonntag bestätigte die starke Form.

Auch Leyhe ist plötzlich wieder da

Auch der ehemalige Weltklasse-Springer Leyhe ist nach langem Leiden infolge einer schweren Knieverletzung und vielen sportlichen Rückschlägen plötzlich wieder Teil der Weltspitze. "Er zeigt einen Sprung nach dem anderen wie an der Schnur gezogen", lobte Horngacher. Leyhe sprach in der herrlichen Schnee-Idylle von Ruka von "einem großartigen Gefühl". Skispringen mache im Moment "so viel Spaß".

Rund fünf Wochen vor der prestigeträchtigen Vierschanzentournee ist das deutsche Team auf einem sehr guten Weg. "Als Mannschaft stehen wir so gut da wie selten. Es wird spaßig auf jeden Fall", sagte der Führungsspringer Geiger. An diesem Wochenende war er hinter Paschke, Leyhe und Wellinger eher in der zweiten deutschen Reihe unterwegs. Geigers Zimmerkollege Markus Eisenbichler wurde wegen der hohen Leistungsdichte gar nicht für den Auftaktkader nominiert. Die Tournee-Sehnsucht ist nach über zwei Jahrzehnten ohne Triumph riesig.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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