Gestiegene Energiepreise Deutsche Chemieindustrie warnt vor Abwanderung von Produktion ins Ausland
20.09.2022, 12:37 Uhr
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Die deutsche Chemieindustrie schlägt angesichts der drastisch gestiegenen Energiepreise Alarm. Es drohe eine Abwanderung von Produktion ins Ausland und damit der Verlust von Arbeitsplätzen hierzulande. "Die Lage spitzt sich extrem zu", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Wolfgang Große Entrup, am Dienstag im Gespräch mit Reuters.
"Die Preise können mittlerweile immer schlechter weitergegeben werden. So denken selbst die standorttreuesten Mittelständler notgedrungen darüber nach, Produktion ins Ausland zu verlagern." Unternehmen, die dies nicht könnten, stünden zunehmend mit dem Rücken zur Wand und könnten kaum mehr auf dem internationalen Markt bestehen. "Großunternehmen haben deutlich mehr Möglichkeiten, die Kosten durch verstärkte Produktion im Ausland im Griff zu behalten."
Große Entrup sprach von einem "gewaltigen Alarmruf für den Standort Deutschland". "Der Schritt von der weltweit führenden Industrienation zum Industriemuseum war noch nie so klein. Einziger Ausweg ist eine massive industriepolitische Kraftanstrengung." Industriestrukturen, und damit auch Arbeitsplätze, die jetzt verloren gingen, kämen nach der Krise nicht mehr wieder. Der VCI fordert daher unter anderem eine schnelle Ausweitung des Energieangebots, wozu alle Energieträger ans Netz müssten, dazu gehörten auch Kohle und Kernkraft. Die Gasumlage müsse aus dem Bundeshaushalt gedeckt werden, damit die Energiepreise nicht noch weiter steigen. Marktrelevante Gasversorger sollten vorübergehend mit Staatsbeteiligungen gestützt werden. Er schlägt zudem eine europäische Strompreisbremse vor.
Quelle: ntv.de, RTS