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Nach dem GefangenenaustauschFreigelassener Aktivist Orlow will sich für politische Gefangene in Russland einsetzen

05.08.2024, 17:15 Uhr
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"Memorial"-Vorstandsmitglied Oleg Orlow droht eine mehrjährige Lagerhaft in Russland. (Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa)

Nach seiner Freilassung bei dem größten Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg will sich der russische Menschenrechtsaktivist Oleg Orlow für die Freilassung weiterer Inhaftierter einsetzen. "Für mich bedeutet Freiheit vor allem, für Memorial zu arbeiten", sagte der 71-Jährige in einem von Memorial veröffentlichten Video, in dem er sich an seine Unterstützer wandte. Vor allem werde er sich verstärkt für die Freilassung von politischen Gefangenen einsetzen.

Bei dem Gefangenenaustausch hatte Russland am Donnerstag 15 Inhaftierte freigelassen, unter ihnen auch mehrere bekannte russische Oppositionelle. Auch die Freilassung eines in Belarus zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen konnte erreicht werden. Im Gegenzug wurden acht russische Häftlinge und zwei Minderjährige, die Kinder von zwei der Freigelassenen, nach Russland ausgeflogen.

Insgesamt sieben Staaten waren an dem Austausch beteiligt. Bei dem Austausch spielte die Bundesregierung eine zentrale Rolle. Nach Angaben der US-Regierung war es entscheidend, dass Scholz der Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders Vadim Krasikow aus deutscher Haft zustimmte.

Neben Orlow wurden unter anderen auch die Kreml-Gegner Wladimir Kara-Mursa, Ilja Jaschin und Andrej Piwowarow nach ihrer Freilassung nach Deutschland gebracht. Wie auch die anderen freigelassenen Oppositionellen hatte Orlow in einem Interview mit dem Nachrichtenportal Medusa gesagt, er sei zwar froh, frei zu sein. Zugleich sei er aber auch verbittert darüber, nicht mehr in Russland zu sein, um seinen Kampf fortzusetzen.

Orlow war Ende Februar zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er öffentlich den russischen Militäreinsatz in der Ukraine angeprangert hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Kreml-Kritikern hatte sich der Mitgründer und Ko-Vorsitzende der 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten russischen Menschenrechtsorganisation Memorial dazu entschieden, in Russland zu bleiben, "um den Kampf" fortzusetzen.

Die Organisation setzte sich vor ihrem Verbot im Jahr 2021 für die Aufarbeitung der politischen Verfolgung und des stalinistischen Terrors in der Sowjetunion, aber auch für die Wahrung der Menschen- und Bürgerrechte im heutigen Russland ein.

Nach Angaben von Memorial gibt es in Russland 765 politische Gefangene. Tausende weitere Menschen werden wegen ihres Protests gegen den Ukraine-Krieg oder die russische Regierung bedroht oder mit Sanktionen belegt.

Quelle: ntv.de, AFP