Empörung in Bosnien Schauspieler konnte sich von Strafe wegen sexuellen Übergriffs freikaufen
24.09.2024, 19:34 Uhr
(Foto: picture alliance / Zoonar)
In Bosnien sorgt der Fall eines berühmten Schauspielers für Empörung, der sich nach einer Verurteilung wegen eines sexuellen Übergriffs auf ein 14-jähriges Opfer von einer Haftstrafe freikaufen konnte. Viele Menschen seien verärgert, dass der Gerichtsprozess gegen den Serienstar Moamer Kasumovic "unter den Teppich gekehrt" und vor der Öffentlichkeit verborgen worden sei, schrieb die Tageszeitung "Vecernji List".
Der in Montenegro geborene Kasumovic wurde in den Balkanländern mit seiner Hauptrolle in der beliebten Fernseh-Sitcom "Lud, zbunjen, normalan" (deutsch: "Verrückt, verwirrt, normal") zum Star. Seine Verurteilung war in der vergangenen Woche bei einer Publikumdiskussion nach einem Theaterstück im Nationaltheater in Sarajevo von einem jungen Mann bekanntgemacht worden. Der Mann aus dem Publikum beschuldigte den mittlerweile wieder in Montenegro lebenden Kasumovic, ihn als Minderjährigen sexuell missbraucht zu haben. Er wies auch darauf hin, dass der Schauspieler zuvor von einem Gericht in Sarajevo wegen eines Übergriffs auf ein 14-jähriges Opfer verurteilt worden sei.
Das Gericht äußerte sich zunächst nicht - am Freitag aber bestätigte es die Verurteilung unter dem Druck der lokalen Medien. Kasumovic war demnach 2021 beschuldigt und im Juni 2022 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Die Strafe wurde 2023 in einem Berufungsverfahren bestätigt. Im November 2023 zahlte Kasumovic dem Gericht zufolge umgerechnet rund 18.660 Euro, um nicht ins Gefängnis zu müssen.
"Ich bin völlig schockiert, wie alle meine Kollegen, und ich kann das nicht glauben", sagte die Drehbuchautorin Elma Tatagaric, die mit Kasumovic zusammengearbeitet hat, dem Sender N1. Sie sei enttäuscht von einem System, in dem jemand sich von einer solchen Strafe freikaufen könne.
Bosnien-Herzegowina besteht aus zwei Entitäten: In der Föderation Bosnien und Herzegowina, in der mehrheitlich muslimische Bosnier und Kroaten leben, ist es möglich, sich von einer Haftstrafe von unter zwölf Monaten freizukaufen - unabhängig vom Straftatbestand. In der Republika Srpska, die überwiegend von bosnischen Serben bewohnt ist, sind bestimmte Verbrechen wie der sexuelle Übergriff auf ein Kind oder Terrorismus davon ausgenommen. Die Behörden haben Änderungen am Strafgesetzbuch angekündigt. Auch soll ein Register für Sexualstraftäter eingerichtet werden.
Quelle: ntv.de, AFP