"Dass es kritisch war, war uns bewusst" BER-Insider beschreibt das Kabelchaos
31.01.2014, 14:31 Uhr
Rückblick in den Juli 2012: Bauleiter Joachim Korkhaus (l.) zeigt dem Vorsitzenden des BER-Untersuchungsausschusses Martin Delius, die "Ebene 3" des Flughafens, auf der die Anlagen zur Entrauchung, Belüftung und Klimatisierung verlaufen.
(Foto: dpa)
Klare Worte im BER-Untersuchungsausschuss: Der frühere Gesamtprojektleiter soll erklären, wie es zu dem Debakel kommen konnte. Er schildert einen Albtraum jahrelanger Planlosigkeit. Trotzdem soll schon im Juli ein erster Testbetrieb starten.

Diesen roten Teppich betritt kein BER-Verantwortlicher gerne: Zeuge Joachim Korkhaus auf dem Weg durch das Berliner Abgeordnetenhaus.
(Foto: dpa)
Das Planungschaos am Hauptstadtflughafen reicht mindestens bis ins Jahr 2009 zurück. Das geht aus Aussagen des Ex-Gesamtprojektleiters Joachim Korkhaus im Abgeordnetenhaus hervor. Für die Entrauchung hätten Ende 2009 rund 3000 Pläne vorliegen müssen, es gab aber nur 500, wie Korkhaus im Untersuchungsausschuss sagte.
Viele Firmen hätten Kabel planlos verlegt, bis 2011 auf den Kabeltrassen kein Platz mehr gewesen sei. "Dass es kritisch war, war uns bewusst", sagte Korkhaus wörtlich. Die Bemühungen um Nachbesserung und Erweiterung stießen offenbar recht schnell an konstruktive Grenzen. Die Planer hätten nicht in allen Bereichen Platz für weitere Trassen gefunden, erklärte der frühere Bauleiter. Das habe zur Absage der Eröffnung im Mai 2012 beigetragen.
Wie es am neuen Hauptstadtflughafen im Südosten Berlins konkret weitergehen soll, ist auch knapp 20 Monate nach dem kurzfristigen Startabbruch noch nicht abschließend geklärt. Auf einen verbindlichen Eröffnungstermin warten Unternehmen, Fluggesellschaften und Öffentlichkeit noch immer vergeblich.
Genehmigungshürde im März
Immerhin zeichnen sich kleinere Fortschritte ab: Der geplante Testbetrieb ab 1. Juli ist aus Sicht der zuständigen Baubehörde machbar. "Die entsprechenden Antragsunterlagen sind bei uns eingegangen und werden voraussichtlich im März geprüft sein", sagte Landrat Stephan Loge vom zuständigen Landkreis Dahme-Spreewald.
Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn hatte den Antrag gestellt, auf der Dauer-Baustelle den Airport-Testbetrieb mit etwa zehn Starts und Landungen am Tag starten zu dürfen. Ein erster Antrag war im vergangenen Jahr abgelehnt worden. Nun sei ein "Qualitätssprung" erkennbar, sagte Loge.
"Wir gehen davon aus ..."
Mehdorn hatte Mitte der Woche den Verkehrsausschuss des Bundestags über die Vorbereitungen für die geplante Teileröffnung informiert. "Wir gehen davon aus, dass wir das in den nächsten Wochen schaffen und dann entsprechend die Genehmigung vom Aufsichtsrat kriegen, so dass wir unseren Terminplan abarbeiten", erklärte Mehdorn. Einen verbindlichen Eröffnungstermin für den gesamten Airport nannte der neue Flughafenchef nicht.
Unterdessen ist auf der BER-Baustelle der Umbau der Sprinkleranlage im Nordflügel des Terminals abgeschlossen. Nun stünden Tests und Abnahmen an, sagte ein Flughafensprecher. Mit ihren mehr als 50.000 Sprinklerköpfen soll die Anlage Brände im Terminal löschen. Den Flughafen zerlegt sie in drei Teile. Fällt ein Teil aus, bleibt der benachbarte Abschnitt intakt und kann das nötige Löschwasser einspeisen.
Der nächste Schritt bei der Instandsetzung der Brandschutzvorrichtung steht bereits fest: Als nächstes werde die Sprinkleranlage im Südflügel abgetrennt, hieß es. Damit kommen die Arbeiten an einem zentralen Problembereich des umfangreichen Airportprojekts weiter voran. Vor allem aufgrund der Brandschutzprobleme hatte sich die Eröffnung des Hauptstadtflughafens mehrfach verzögert.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa