Wirtschaft

ZEW-Index sinktBörsenprofis zweifeln beim Thema Wirtschaft an der Regierung

11.11.2025, 15:57 Uhr
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Zuletzt hatten mehrere Konjunkturdaten einen leichten Aufwärtstrend gezeigt. (Foto: picture alliance / CHROMORANGE)

Die Lageeinschätzung der Finanzexperten hellt sich auf. Einzelne Branchen melden steigende Bestellungen. Doch die Erwartungen bleiben gedämpft. Für mehr ist das Vertrauen in die Koalition nicht groß genug. Experten sehen bislang im erwarteten nur ein Strohfeuer.

Börsenprofis blicken pessimistischer als erwartet auf die deutsche Wirtschaft. Das Stimmungsbild sei vor allem durch einen Rückgang der Zuversicht in die wirtschaftspolitische Handlungsfähigkeit der Regierung geprägt, hieß es vom ZEW. Die Konjunkturerwartungen aber "bleiben stabil", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Entwicklung. "Das Investitionsprogramm dürfte einen konjunkturellen Impuls geben, aber die strukturellen Probleme sind weiterhin vorhanden." Das Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten sank im November um 0,8 auf 38,5 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 41,0 Punkte gerechnet.

"Der Erwartungsrückgang zeigt, dass das Potenzial nach oben offenbar ausgereizt ist", sagte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger. "Das liegt vor allem daran, dass sich eine politische Aufbruchstimmung weiterhin nicht durchsetzt." Unternehmen klagten zudem wieder häufiger über Materialmangel und Wettbewerbsnachteile.

Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage verbesserte sich leicht. Dieses Barometer legte um 1,3 auf minus 78,7 Punkte zu, blieb aber hinter den Erwartungen zurück. Zuletzt hatten mehrere Konjunkturdaten einen leichten Aufwärtstrend gezeigt. So stellten Industrie, Bau und Energieversorger im September zusammen 1,3 Prozent mehr her als im Vormonat. Die Industrie allein meldete zudem 1,1 Prozent mehr Neuaufträge - das erste Plus nach zuvor vier Rückgängen in Folge. Zudem meldete der Einzelhandel ein leichtes Umsatzplus im September.

Wegen fehlender Reformen rechnen die Ökonomen der Commerzbank nicht mit einem dauerhaft kräftigen Wachstum. Das Bruttoinlandsprodukt werde 2026 zwar mit 1,2 Prozent weitaus kräftiger wachsen als im zu Ende gehenden Jahr mit 0,1 Prozent, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer kürzlich. Dazu trage die Bundesregierung aber mit ihrem Fiskalimpuls aus den Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung beträchtlich bei, der 0,8 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmache. "Wenn die Bundesregierung so viel Geld in die Hand nimmt, ist ein höheres Wachstum fast unvermeidlich", sagte Krämer. Dies gehe aber nicht einher mit einem Neustart in der Reformpolitik, den sich viele Unternehmen wünschten. "Insofern trägt das höhere Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr Züge eines Strohfeuers", betonte Krämer.

An der monatlichen Umfrage des ZEW beteiligten sich vom 3. bis 10. November 186 Analystinnen und Analysten sowie institutionelle Anleger beteiligt. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP