Wirtschaft

Satte GewinneBuffetts Schüler schlagen ihren Meister

18.01.2014, 13:48 Uhr
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Warren Buffett. (Foto: REUTERS)

Der Börsenindex S&P 500 hat im vergangenen Jahr fast um ein Drittel zugelegt. Zwei Fondsmanager der Investment-Legende Warren Buffett hängen ihn allerdings trotzdem ab - und stellen damit sogar ihren Chef in den Schatten.

Warren Buffett ist als Investor eine Legende. Weltweit hören Anleger genau hin, wenn der Chef von Berkshire Hathaway über Investments spricht. Denn Buffett hat schon oft eine Goldader entdeckt. Doch nun zeigt sich: Mehr noch als der 83-Jährige haben zwei seiner Mitarbeiter derzeit ein gutes Gespür für die aktuellen Trends an der Börse.

Die Fondsmanager Ted Weschler und Todd Combs haben das zweite Jahr in Folge den breiten US-Aktienindex S&P 500 abgehängt. Sie schlugen mit dem von ihnen verwalteten Geld auch ihren Vorgesetzten Buffett. Das berichteten mehrere Personen, die mit den Zahlen vertraut sind. Der Chefinvestor dürfte sich indes darüber freuen. Denn der Erfolg bleibt schließlich im eigenen Haus - bei Berkshire Hathaway.

Wie viel besser Weschler und Combs abgeschnitten haben als ihr Chef, war allerdings nicht zu erfahren. Die Rendite dürfte aber fürstlich sein. Denn der breite US-Aktienmarkt hat inklusive der Gewinnausschüttungen von Unternehmen im vergangenen Jahr um 32 Prozent zugelegt - und die beiden Fondsmanager waren besser.

Es ist nicht das erste Mal, dass Weschler und Combs den richtigen Riecher hatten. Im Jahr 2012 hatten sie bereits den S&P 500 mit einer zweistelligen Rate geschlagen. Der 42-jährige Combs und sein 52 Jahre alter Kollege waren 2011 und 2012 zu Berkshire gestoßen. Ihre Namen waren dem breiten Publikum zuvor unbekannt, doch mittlerweile verwalten sie dem Vernehmen nach ein Vermögen von 7 Milliarden Dollar – und damit doppelt so viel Geld wie vor einem Jahr. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Gelder bei Berkshire. Das gesamte Portfolio am Kapitalmarkt hat einen Wert von über 100 Milliarden Dollar.

Als Nachfolger gehandelt

Combs gilt wie auch sein Kollege als einer der beiden möglichen Nachfolger Buffetts an der Unternehmensspitze der Investmentgesellschaft. Wann es soweit ist, weiß allerdings niemand. Buffett selbst gibt an, derzeit keine Pläne für seinen Rückzug zu haben. In der Vergangenheit hatte er davon gesprochen, mit den beiden Managern "den Jackpot geknackt" zu haben.

Buffett setzt nun offenbar immer stärkeres Vertrauen in seine möglichen Nachfolger. Er bindet sie auch in Entscheidungen ein, die nicht nur den Kauf der richtigen Aktien betreffen. Denn neben Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen gehören auch ganze Versicherungen, Industriebetriebe und Einzelhandelsgeschäfte zur Investmentfirma. Berkshire ist zudem eine der größten Eisenbahngesellschaften der USA.

Combs und Weschler haben sich bislang nur an relativ kleinen Beteiligungen versucht. Die Positionen hatten eher selten ein Volumen von mehr als 1 Milliarde Dollar. Berkshire hat dagegen viel größere Engagements: Alleine die "Großen Vier", also Aktieninvestments bei Coca-Cola, American Express, Wells Fargo und IBM, summieren sich auf 58 Milliarden Dollar. Buffett war schon vor Jahren bei diesen US-Konzernen eingestiegen. Die vier Aktienanlagen machten Ende des dritten Quartals mehr als die Hälfte der Investments am Kapitalmarkt aus.

Die Beteiligungen von Combs und Weschler waren zwar kleiner, dafür aber manchmal umso erfolgreicher. Favorit gleich beider Manager war beispielsweise die Aktie des Satellitenfernseh-Anbieters DirecTV. Dessen Anteilsscheine legten vergangenes Jahr um 34 Prozent zu. Berkshire hielt nach den zuletzt verfügbaren Zahlen Ende September eine Beteiligung von knapp 7 Prozent im Wert von 2,2 Milliarden Dollar. Beteiligungen an den Kreditkartenanbietern MasterCard und Visa legten vergangenes Jahr sogar um 64 und 43 Prozent zu.

S&P 500 hängt Buffett ab

Vermögensverwalter Bill Smead, der mit seiner Investmentgesellschaft selbst an Berkshire beteiligt ist, verglich die Aktienauswahl von Combs und Weschler mit der von Buffett selbst. Die Investorenlegende habe oft auf Unternehmen gesetzt, die wie eine Mautautobahn funktionieren. Sie bieten Produkte oder Dienste an, die Verbraucher täglich benötigen. Der Anbieter sammle dann "Mautgebühren" ein. Für Smead ist neben DirecTV die Dialysefirma DaVita ein gutes Beispiel für diese Strategie bei Berkshire.

Anders als Weschler und Combs verfehlte Buffett seine Ziele im vergangenen Jahr. Erstmals seit 1965 schaffte er es mit seinem Investmentvehikel Berkshire nicht, mit Sicht auf die jeweils vergangenen fünf Jahre besser abzuschneiden als der S&P 500. Der Index hat sich in jüngerer Zeit so gut entwickelt, dass Buffett nicht mehr Schritt halten konnte, wie Analysten und das "Wall Street Journal" ermittelt haben.

Buffett hatte seine Aktionäre bereits davor gewarnt, sein eigenes Ziel zu verfehlen. Die Anteilseigner werden ihm dies vermutlich nicht übel nehmen. Die Aktien von Berkshire haben vergangenes Jahr rund 30 Prozent an Wert gewonnen. Sie tendieren an der Börse zu einem höheren Kurs als der innere Wert - also dem Wert, der von Berkshire gehaltenen Beteiligungen.

Dass Berkshire die Ziele Buffetts im vergangenen Jahr nicht erreicht hat, liegt vor allem an der schieren Größe der Investmentgesellschaft. Viele Anlagegelder liegen in echten Unternehmen und nicht in Aktien. Bei einer Aktienhausse kann der Wert dieser Unternehmen nicht mit dem breiten Markt mithalten.

Der S&P 500 hat mit einer Unterbrechung in den vergangenen fünf Jahren jeweils zweistellig zugelegt. Der Buchwert der Berkshire-Aktie minus Verbindlichkeiten ist von Anfang 2009 bis September 2013 dagegen nur um 80 gestiegen. Dennoch kommt Berkshire selbst an der Börse inzwischen auf eine Bewertung von fast 300 Milliarden Dollar.

Quelle: ntv.de, jga/DJ