Wirtschaft

Kein Grund zur Anleihen-Panik? Bundesbank-Chef begrüßt Bond-Rally

"Meiner Meinung nach ist der jüngste Anstieg der Renditen größtenteils eine Korrektur eines vorherigen Marktüberschießens", sagte Weidmann.

"Meiner Meinung nach ist der jüngste Anstieg der Renditen größtenteils eine Korrektur eines vorherigen Marktüberschießens", sagte Weidmann.

(Foto: picture alliance / dpa)

Panikverkäufe lösen heftige Kursschwankungen am Anleihemarkt aus. Die Renditen steigen so hoch wie lange nicht mehr. Für den Chef der Bundesbank jedoch kein Grund zur Sorge: im Gegenteil.

Der jüngste Ausverkauf bei den deutschen Staatsanleihen hatte in den vergangenen Tagen für heftige Kursbewegungen an den Aktien- und Devisenmärkten gesorgt. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen war in zwei großen Schüben auf knapp 1 Prozent gestiegen, nach sie bis Mitte April auf 0,05 Prozent gefallen war.

Bundesanleihe 10 Y
10-jährige Bundesanleihen 108,30

Kein Grund zur Panik, meint jedoch einer, der es vielleicht wissen könnte: Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Er hat den jüngsten Anstieg der Staatsanleiherenditen im gesamten Euroraum sogar begrüßt. Die höheren Renditen und die Schwankungen bei Anleihekursen stellen aus seiner Sicht eine Rückkehr zur Normalität dar. Zudem werden das Risikobewusstsein der Marktteilnehmer wieder geschärft. "Meiner Meinung nach ist der jüngste Anstieg der Renditen größtenteils eine Korrektur eines vorherigen Marktüberschießens", sagte der Bundesbank-Präsident vor Investoren in London.

Hinter dem jüngsten Anstieg der Renditen standen teilweise panikartige Anleiheverkäufe. Sie bescherten vielen Anlegern, die sich auf die preisstützende Wirkung der milliardenschweren Anleihekäufe der Eurosystem-Zentralbanken verlassen hatten, schwere Verluste.

"Übertreibung lag in der Luft"

Nachdem die Renditen deutscher Bundesanleihen bis zu acht Jahren Restlaufzeit negativ gewesen seien, habe der Verdacht von Übertreibung in der Luft gelegen, sagte Weidmann hierzu. Wirtschaftsdaten von beiden Seiten des Atlantiks hätten dann dafür gesorgt, dass immer weniger Investoren an die Dauerhaftigkeit so niedriger Renditen geglaubt hätten.

Auch mangelnde Liquidität spielte laut Weidmann bei der Korrektur eine Rolle. Offenbar sei der Appetit auf Long-Positionen in Anleihen angesichts fallender Kurse gering gewesen, viele Investoren seien auf dem falschen Fuß erwischt worden.

Der Bundesbank-Präsident übte zudem Kritik an der von vielen Markteilnehmern und auch EZB-Präsident Mario Draghi geäußerten Einschätzung, es gebe an den Märkten derzeit eine erhöhte Schwankungsanfälligkeit. "Die Volatilität am Anleihemarkt ist derzeit nicht besonders hoch, eher war sie im vergangenen Jahr ungewöhnlich niedrig", sagte er.

Quelle: ntv.de, kst/DJ

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