Millionen - und dann mehrfach Dax-Aufsichtsräte verdienen prächtig
15.10.2013, 17:12 Uhr
Ex-Henkel-Chef Lehner ist der einflussreichste Aufsichtsrat in Deutschland - so eine DSW-Studie.
(Foto: picture alliance / dpa)
In den Kontrollgremien der größten börsennotierten Konzerne Deutschlands lässt es sich gut aushalten. Die Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder klettert einer Studie der DSW zufolge deutlich und befindet sich damit über dem Rekordniveau von 2007. Ein Konzern ist besonders freigiebig.
Trotz Wirtschaftsflaute und Schuldenkrise ist die Bezahlung der Aufsichtsräte (AR) in den Dax-Konzernen im vergangenen Jahr auf Rekordniveau gestiegen. Die 30 größten börsennotierten Konzerne in Deutschland bezahlten ihren 250 Arbeitgebervertretern in dem Kontrollgremium insgesamt 74,8 Millionen Euro - 7,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor und 6,5 Prozent über dem bisherigen Rekord aus dem Jahr 2007, wie eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ergab. Am meisten zahlte VW mit 8,8 Millionen Euro - fast das Doppelte wie der Siemens-Konzern, der mit 4,8 Millionen Euro an zweiter Stelle lag. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Vergütung der VW-Aufsichtsräte damit um 19 Prozent.
"Diese Summen sind der Öffentlichkeit schwer vermittelbar", kommentierte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der DSW, Jella Benner-Heinacher. Die Arbeitsbelastung der Aufsichtsräte habe allerdings erheblich zugenommen. "Insgesamt sind die Aufsichtsräte professioneller geworden, die Zahl der Sitzungen hat rapide zugenommen." Damit gehe auch die Ämterhäufung zurück: Im Vorjahr hielten die 11 einflussreichsten Aufsichtsräte 30 AR-Mandate im Dax, 2007 waren es noch 41 gewesen.
Lehner am einflussreichsten
Als einflussreichsten Kontrolleur sieht die DSW-Studie derzeit den früheren Henkel-Chef Ulrich Lehner, nun AR-Vorsitzender bei der Deutschen Telekom und bei ThyssenKrupp, dazu Aufsichtsratsmitglied bei Eon, Henkel, Porsche, Novartis und Oetker. "Da wundere ich mich, wie er das terminlich hinkriegt", sagte Benner-Heinacher.
Punktgleich an der Spitze liegt Werner Wennig, früher Bayer-Chef, nun AR-Boss bei Bayer und Eon sowie AR-Mitglied bei Siemens und Henkel. Bei dem Ranking bezieht die DSW mit ein, in welchen AR-Ausschüssen die Mitglieder tätig sind. Lange Jahre hatte Manfred Schneider, Ex-AR-Chef bei Bayer, die Liste angeführt. Der 75-Jährige zieht sich aber schrittweise aus seinen Mandaten zurück.
"Eine Frau findet sich unter den Top-Ten weiterhin nicht", erläuterte die Autorin der Studie, Christiane Hölz. 2013 liegt der Frauenanteil bei den Dax-Aufsichtsräten bei 22 Prozent, nach 19,4 Prozent im Vorjahr. "Bisher hat sich in Deutschland trotz des Drucks vonseiten der EU oder entsprechender Empfehlungen im Deutschen Corporate Governance Kodex nicht allzu viel verändert", konstatierte Benner-Heinacher.
Quelle: ntv.de, rts