Wirtschaft

Sehr niedrige Inflationsrate Deflationssorgen erfassen Eurozone

Bereits den vierten Monat befindet sich die Inflationsrate der Eurozone unter der Ein-Prozent-Marke. Nun wird erwartet, dass die EZB mit einer noch lockereren Geldpolitik das Deflationsgespenst vertreibt. Derzeit liegt der Leitzins bei einem Rekordtief von 0,25 Prozent.

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EZB sieht keine japanischen Verhältnisse.

(Foto: dpa)

Ein überraschend schwacher Preisauftrieb in der Eurozone hat Deflationsängste und Spekulationen auf eine Zinssenk ung der Europäischen Zentralbank (EZB) geschürt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar nur noch um 0,7 Prozent zum Vorjahr, wie das EU-Statistikamt in Brüssel mitteilte.

Damit ist die Inflationsrate wieder auf das Niveau gefallen, das die EZB im November zu einer Zinssenkung auf das Rekordtief von 0,25 Prozent bewogen hatte. Damit will sie die Gefahr eines wirtschaftlich verheerenden Preisverfalls auf breiter Front bannen. Dass sich die Teuerungsrate nun weiter abwärts bewegt, dürfte die EZB laut Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer nicht kalt lassen: "Vermutlich wird die EZB ihre Inflationsprognosen Anfang März nach unten revidieren, was mittelfristig für eine weitere Lockerung der Geldpolitik spricht."

Laut ihrem Chef Mario Draghi steht die Notenbank Gewehr bei Fuß, falls sich die mittelfristigen Inflationsaussichten eintrüben. Im Dezember hatten die Experten der EZB für dieses Jahr eine Teuerungsrate von 1,1 Prozent vorausgesagt. Sollten sie diese Prognose im März durch eine Zahl mit einer Null vor dem Komma ersetzen, könnte dies im EZB-Rat Alarmbereitschaft auslösen. Die Währungshüter haben sich eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent zum Ziel gesetzt, um einen möglichst großen Puffer gegen einen Preisverfall zu haben, der eine Volkswirtschaft lähmen kann.

Japan hat dies mehr als ein Jahrzehnt zu spüren bekommen, da Preise und Investitionen in eine dauerhafte Abwärtsspirale gerieten. Die Eurozone ist zwar laut Draghi von "japanischen Verhältnisse" weit entfernt. Doch die Teuerungsrate verharrt nunmehr bereits vier Monate in Folge unter der Marke von einem Prozent und liegt damit auch ungewöhnlich deutlich unter dem Ziel der EZB, die am Donnerstag zu ihrer nächsten Zinssitzung zusammenkommt.

EZB wird wohl nicht handeln

Commerzbank-Volkswirt Krämer rechnet damit, dass die EZB kommende Woche noch stillhalten wird. Den geringen Spielraum für eine Zinssenkung dürfte sie nach einer nach unten revidierten Inflationsprognose aber demnächst nutzen: Der Leitzins, zu dem sich die Banken bei der EZB für eine Woche Geld leihen, könnte dann auf 0,1 Prozent sinken. Der Einlagensatz würde in diesem Szenario sogar auf minus 0,1 Prozent fallen.

Dies wäre ein gewagter Schritt der EZB, da Banken damit eine Art Strafzins auf ihr bei der EZB geparktes überschüssiges Geld zahlen müssten. Somit könnten sie zwar zu einer verstärkten Kreditvergabe angeregt werden, was vor allem Firmen in den krisengeplagten Südstaaten der Euro-Zone zugutekäme. Kritiker verweisen jedoch auf negative Erfahrungen mit dem Strafzins in Dänemark, wo die Geldhäuser die Kosten auf die Kunden abgewälzt hatten.

Billiger Sprit gut für Verbraucher

Ein genauer Blick auf die Inflationsdaten vom Januar zeigt jedoch, dass besonders die günstigere Energie den Preisdruck schwächeln lässt: Sie kostete im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent weniger. Dies ist aber hauptsächlich auf die auf dem Weltmarkt gesunkenen Ölpreise zurückzuführen, die sich beispielsweise für Autofahrer an den Zapfsäulen mit günstigeren Benzinpreisen bemerkbar machen. Damit könnte die EZB auch eine gute Nachricht aus den Inflationsdaten herausfiltern, wie BHF-Experte Stephan Rieke meint: "Die Kaufkraft der Verbraucher verbessert sich."

Für Lebensmittel, Alkohol und Tabak müssen die Konsumenten 1,7 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr, womit zumindest in diesem Bereich nach Lesart der EZB annähernd stabile Preise herrschen.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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