Wirtschaft

Umschalten auf AngriffsmodusDeutsche Bank will die Superreichen

08.07.2014, 19:00 Uhr
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Die Vermögensverwaltung soll der Motor der Bank werden. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bank bekommt in der Vermögensverwaltung offenbar die Kurve. Nie zuvor tragen Kunden mehr Geld zu den Anlageexperten. Und auch die Verantwortlichkeiten werden neu verteilt. Alleiniger Anlagechef wird Asoka Wöhrmann.

Die lange Zeit schwächelnde Vermögensverwaltung der Deutschen Bank kommt offenbar langsam in Fahrt. Im abgelaufenen zweiten Quartal hätten sich die Nettomittelzuflüsse von Kunden so gut entwickelt wie noch nie, sagte der für die Sparte zuständige Manager Michele Faissola am Dienstag in London. Damit setzt sich der positive Trend des Auftaktquartals fort. Ende 2013 hatten die Kunden unter dem Strich noch Milliardenbeiträge abgezogen. Zudem befördert die Bank Asoka Wöhrmann zum alleinigen Anlagechef (CIO) für die integrierte Sparte Deutsche Asset and Wealth Management (AWM).

Faissola hat die Vermögensverwaltung seit dem Sommer 2012 radikal umgebaut. Aktive und passive Produkte für private und institutionelle Kunden werden jetzt weltweit aus einer Hand angeboten. Das ging mit einem radikalen Jobabbau einher. Jetzt stehe die neue Plattform mit rund 6000 Leuten, betonte Faissola. "Wir machen gute Fortschritte, aber es ist eine lange Reise. Unser Ziel ist es, schnell zu wachsen. Wir wollen der Wachstumsmotor im Deutsche-Bank-Konzern sein." Die Sparte soll bis 2015 einen Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden Euro abliefern. Zukäufe stehen nach Faissolas Worten erst einmal nicht auf der Agenda. Wegen der hohen Sanierungskosten lugte die Problemsparte beim Gewinn bislang aber nur knapp über die Nulllinie.

Ziel: Wachstumsmotor der Bank

Jetzt gehe es darum, vom Sparmodus auf Angriff umzuschalten. "Unser Ziel ist es, schnell zu wachsen. Wir wollen der Wachstumsmotor im Deutsche-Bank-Konzern sein." Vor allem an die Superreichen in Asien will das Institut ran. Dass UBS, Credit Suisse oder JP Morgan dort schon lange ein- und ausgehen, schreckt Faissola nicht. Die Deutsche Bank sei eine starke Marke und habe alles, um der Konkurrenz die Stirn zu bieten.

Faissola, der dem erweiterten Vorstand der Deutschen Bank angehört, kommt wie Co-Vorstandschef Anshu Jain aus dem Investmentbanking. Jain hatte den Italiener 2012 an der Spitze der Vermögensverwaltung installiert, um den Bereich auf Rendite zu trimmen und aus mehreren Firmen die neue AWM zu schmieden. Mit einem verwalteten Vermögen von knapp einer Billion Euro läuft die Deutsche Bank dem unangefochtenen Branchenprimus Blackrock, der auf ein Vielfaches davon kommt, allerdings noch abgeschlagen hinterher.

Russen und Araber im Visier

Große Einbußen gab es zuletzt vor allem im institutionellen Geschäft etwa mit Versicherern, wie Spitzenmanager der Bank hinter vorgehaltener Hand einräumen. Das sei jedoch zu verschmerzen, die Margen seien niedrig. Stattdessen gebe es milliardenschwere Mittelzuflüsse von reichen Privatkunden, mit denen sich ohnehin mehr verdienen lasse und auch die ramponierte Marke Sal. Oppenheim ziehe wieder. In absoluten Zahlen habe AWM seit der Neuausrichtung mehr als 200 Kunden neu gewinnen können.

Faissola zufolge soll das künftige Wachstum aus eigener Kraft kommen - etwa indem die Zahl der Kundenbetreuer für Superreiche um 15 Prozent aufgestockt wird. Nicht nur Asien steht dabei im Fokus, auch London soll als "Hub" ausgebaut werden, da sich dort besonders viele russische Oligarchen und vermögende Araber tummeln, die ihr Geld anlegen wollen. Anlocken will sie die Deutsche Bank mit einem starken Fokus auf sogenannte Alternative Investments, zu denen etwa Immobilien oder Private Equity gehören. Keinesfalls gehe es darum, etwa Blackrock mit seiner Dominanz im Markt für Indexfonds (ETFs) zu kopieren, erklärte Faissola. "Für die große Party im Passiv-Segment kommen wir zu spät. Bei den Alternative Investments sieht das anders aus."

Quelle: ntv.de