Erholung auf wackligen FüßenEuropäer werden im Autohaus wieder mutiger

Europas Pkw-Markt scheint das Tal der Tränen endgültig hinter sich gelassen zu haben. Die Neuzulassungen auf den wichtigsten Einzelmärkten signalisieren, dass die Wende endgültig geschafft ist. In den Himmel wachsen die Bäume aber nach wie vor nicht.
Der Autoabsatz in Deutschland kommt langsam in Gang. Im Januar seien 206.000 Wagen neu registriert worden, gut sieben Prozent mehr als vor Jahresfrist, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit. "Es ist erfreulich, dass sich die Stabilisierung des deutschen Pkw-Marktes auch zu Beginn des neuen Jahres fortsetzt", sagte VDA-Chef Matthias Wissmann. Allerdings sprüht die Branche noch nicht vor Optimismus - denn der vergleichsweise hohe Zuwachs zu Jahresanfang erklärt sich auch durch das schwache Vorjahr und hohe Rabatte der Hersteller.
Der Importeursverband VDIK geht davon aus, dass sich die Erholung in den nächsten Wochen fortsetzen wird. Nach Angaben des VDA zeigt auch beim Auftragseingang im Inland der Trend weiter nach oben. Mit einem Prozent war das Orderplus jedoch niedrig. Als Grund nannte der VDA, dass der Januar einen Verkaufstag weniger gehabt habe als vor einem Jahr.
Ohne Rabatte läuft wenig
Das deutet darauf hin, dass der Automarkt nach sechs Jahren Talfahrt noch auf wackeligen Füßen steht. "Ohne Rabatte geht gar nichts", sagte Autohändler Ernst-Robert Nouvertne, der zwei VW-Autohäuser in der Nähe von Köln betreibt. "Die Stückzahlen sehen gut aus, aber der Gewinn oder Ertrag pro Auto bröckeln. Wir haben ein weiter angespanntes Neugeschäft", sagte er. Die offiziellen Neuzulassungszahlen will das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in den nächsten Tagen bekanntgeben. Die eigentlich für Dienstag geplante Veröffentlichung wurde wegen Datenproblemen verschoben.
Auch in anderen europäischen Ländern erholt sich die Pkw-Nachfrage langsam. In Spanien kletterten die Neuzulassungen nach Angaben des dortigen Herstellerverbandes im vergangenen Monat um 7,6 Prozent, allerdings kurbelt der Staat dort den Absatz durch finanzielle Anreize an. In Frankreich ging es mit plus 0,5 Prozent etwas langsamer nach oben. In beiden Ländern war dies immerhin der fünfte Monatsanstieg in Folge. In Deutschland kletterten die Neuzulassungen in drei der vergangenen vier Monate.
Gemeinsam mit Großbritannien, wo die Autoverkäufe am Donnerstag veröffentlicht werden, machen die Bundesrepublik, Italien und Frankreich etwa zwei Drittel des gesamten europäischen Marktes aus und geben daher eine gute Indikation: Es dürfte weiter bergauf gehen.
Fünftes Plus in Folge
Der europäische Branchenverband ACEA wird seine Januar-Zahlen am 18. Februar veröffentlichen. Das erwartete Plus im Monat Januar dürfte das fünfte hintereinander sein. Im Dezember war der Markt erstmals seit vier Jahren prozentual zweistellig gewachsen.
2013 war der Automarkt in Europa das sechste Jahr in Folge geschrumpft. Insgesamt wurden nur 12,3 Millionen Neuwagen zugelassen - knapp zwei Prozent weniger als im Jahr davor und weniger als jemals zuvor in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Zwischen Flensburg und Garmisch-Patenkirchen waren die Verkäufe im vergangenen Jahr um vier Prozent auf gut 2,95 Millionen gesunken. Experten erwarten, dass 2014 wieder die Drei-Millionen-Marke geknackt wird.
Schwacher Jahrestart in den USA
Jenseits des Atlantiks ging es dagegen zu Jahresbeginn bergab. Die Pkw-Nachfrage in den USA schrumpfte, weil wegen der klirrenden Kälte kaum jemand in die Autohäuser kam. Besonders hart erwischte es Volkswagen, dessen Absatz um 19 Prozent einbrach. Auch für die Opel-Mutter GM begann das neue Jahr unter einem schlechten Vorzeichen: General Motors schlug auf seinem Heimatmarkt knapp zwölf Prozent weniger Fahrzeuge los als vor Jahresfrist. Ähnlich erging es den schärfsten Konkurrenten des US-Branchenführers - bei Ford und Toyota war das Minus mit je sieben Prozent allerdings weniger gravierend.
Der von Fiat komplett übernommene Rivale Chrysler erzielte dagegen ein Plus und witzelte, das schlechte Wetter mache wohl nur den Autohäusern der Konkurrenz zu schaffen. An der Börse kam vor allem der Verkaufsrückgang von VW nicht gut an. Die Aktien der Wolfsburger gehörten zu den größten Dax-Verlierern.