Zwei-Drittel-Kursplus innerhalb eines Jahres Großaktionär steigt bei Tui aus
20.02.2014, 14:58 Uhr
Tui sieht Fredriksen-Ausstieg als Chance.
(Foto: picture alliance / dpa)
Norwegens Tankerkönig Fredriksen versilbert seine Anteile an Europas größtem Reisekonzern. Bei dem werden dadurch die Karten neu gemischt. Das Management ist vom bisherigen Kurs überzeugt - und kauft Aktien.
Nach nur einem Jahr im Amt wurde der neue Tui-Chef Friedrich Joussen vergangene Woche von Aufsichtsrat und Aktionären für seinen Sanierungskurs beklatscht. Nur wenige Tage später trennt sich der Norweger John Fredriksen als einer der beiden Großaktionäre bei Europas größtem Reisekonzern von den meisten seiner Anteile.
Überraschend kam das nur bedingt. "Wir dachten, dass er bei guter Kursentwicklung irgendwann aussteigt; es trifft uns zwar vom Zeitpunkt her überraschend, aber in der Sache nicht ganz", sagte Joussen, den die Nachricht in Moskau erreichte. Dort wohnt der russische Milliardär Alexej Mordaschow, der nach Tui-Angaben mittlerweile 26 Prozent hält und mit Abstand größter Einzel-Aktionär ist.
Groß Kasse gemacht
Strategisch konsequent nannte Joussen Fredriksens Entscheidung. Das sieht auch Analyst Sebastian Hein vom Bankhaus Lampe so: "Die Tui-Aktie ist eine nachgefragte Aktie geworden - auch bei Leuten, die sich bisher überhaupt nicht für sie interessiert haben; wir sehen einen Aktienkurs von 16 Euro als 12-Monats-Ziel." Warum? Hein macht seine Zuversicht am neuen Management fest: "Joussen hat ganz klar gezeigt, dass er seine gesetzten Vorgaben konsequent abarbeitet." Auch die Ratingagentur Moody's hatte die Kreditwürdigkeit angehoben. Eine Katastrophe sieht Hein daher im Rückzug des Großaktionärs nicht.
An der Börse kam Fredriksens Ausstieg dennoch nicht gut an. Die Tui-Aktie verlor mehr als 5 Prozent. Beim Verkauf von knapp 40 Millionen Tui-Aktien dürften Fredriksen damit mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Kassen gespült werden. Er war im Sommer 2007 bei den Hannoveranern eingestiegen. "Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass er an seinem Tui-Engagement in der Summe sehr viel Freude hatte", meinte Joussen mit Blick auf den zu erwartenden Verkaufserlös.
Starkes Signal
Fredriksen galt als kritischer Aktionär. Nachdem Joussens Vorgänger Michael Frenzel die Ertragslage des Konzerns mit der Reederei Hapag-Lloyd als zweiter Konzernsäule stabilisieren wollte, drängte Fredriksen später auf eine Trennung vom Containergeschäft. Inzwischen hat Tui die Mehrheit an Hapag-Lloyd zwar verkauft, sitzt aber wegen der Branchenschwäche noch auf einem Anteil von 22 Prozent.
Immerhin: Der Kurs der Tui-Aktie stieg im ersten Jahr unter Joussens Leitung zwischenzeitlich um fast zwei Drittel, der Börsenwert von 2,08 Milliarden auf 3,41 Milliarden Euro, rechnete Aufsichtsratschef Klaus Mangold vergangene Woche auf der Hauptversammlung vor. Kein Wunder, dass auch er sich nun genauso wie das Tui-Management mit weiteren Aktien eindeckt. Joussen selbst stockt seine zum Dienstantritt für 100.000 Euro gekauften Tui Anteile nun für 500.000 Euro auf, Finanzvorstand Horst Baier legt die Hälfte auf den Tisch. Nicht nur, weil das Geschäft als lukrativ gilt, sondern auch als starkes Signal.
"Wir glauben an die Firma, und wir glauben an die Turnaround-Story", meinte Joussen mit Blick auf die von ihm eingeleitete Neuausrichtung. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte er vor allem mit dem Sparprogramm "OneTui" die Kostenstruktur umgekrempelt und sich mit der ersten Dividendenzahlung seit Jahren ums Vertrauen der Anleger bemüht.
Joussen will Fredriksens Rückzug nun auch als Chance verstanden wissen: "Die Liquidität in unserer Aktie wird höher - wir werden wieder eine ganz normale Firma." Mit Blick auf die strategischen Anleger wertete er zudem die Aufstockung der Tui-Anteile durch die spanische Riu-Gruppe positiv, deren Anteile von sechs auf acht Prozent steigen werden.
Quelle: ntv.de, Ralf Krüger, dpa