Folge der digitalen Revolution HVB schließt jede zweite Filiale
12.03.2014, 20:07 Uhr
Für die HVB verirren sich die Kunden zu selten in die Filialen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Erfolg des Online-Banking macht das dichte Filialnetz der Banken überflüssig, findet die HypoVereinsbank und trennt sich von 300 Niederlassungen. Die Konkurrenz versichert bislang immer noch, dass ein solcher Schritt nicht nötig ist.
Die HypoVereinsbank macht in Deutschland jede zweite Filiale dicht. Da immer mehr Menschen ihre Bankgeschäfte im Internet erledigen, will das Institut etwa die Hälfte seiner knapp 600 Niederlassungen schließen, die von den meisten Kunden nur noch sporadisch besucht werden. "Die digitale Revolution ist kein Trend mehr, sondern eine fundamentale Umwälzung, die uns alle betrifft", sagte HVB-Chef Theodor Weimer in München. Er glaubt, dass andere Institute früher oder später den gleichen Weg einschlagen werden. "Es kann doch nicht richtig sein, dass sich das Bankensystem in Deutschland 36.000 Filialen und Geschäftsstellen leistet, während wir jeweils 14.000 Tankstellen und Bäckereien haben."
Durch die Schließung von rund 300 HVB-Filialen fielen etwa 1500 Stellen weg, sagte Weimer. Über Details verhandelt das Management seit Monaten mit dem Betriebsrat. Die weiter bestehenden Filialen will Weimer aufpeppen und zudem verstärkt auf Online-Banking und Video-Beratung setzen. Grundsätzlich werde sich die Münchener Traditionsbank auf wohlhabende Kunden konzentrieren, kündigte Weimer an. "Wenn Sie zwei Prozent Marktanteil haben, können Sie im Massengeschäft gegen die super-großen Spieler nicht reüssieren."
Konkurrenten wie die Deutsche Bank und die Commerzbank haben betont, sie planten keine deutliche Ausdünnung ihres Filialnetzes. Bei Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken ist die Zahl der Niederlassungen in den vergangenen Jahren zwar zurückgegangen, von einer Schließungswelle wollen sie aber nichts wissen. Die Filialen seien für die Beziehung zum Kunden von zentraler Bedeutung, sagte Uwe Fröhlich, der Präsident des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken, in Frankfurt. "Wir werden einen Teufel tun, diese Beziehung zu unseren Kunden kaputtzumachen. Wir werden in digitale Vertriebswege investieren, ohne uns aus der Fläche zurückzuziehen."
Gewinnrückgang 2014 erwartet
Bei der HVB hinterließen die geplanten Filialschließungen schon 2013 Spuren in der Bilanz. Der Vorsteuergewinn fiel um 29 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür waren unter anderem Restrukturierungsaufwendungen von 362 Millionen Euro - der Großteil davon für den Umbau der seit Jahren schwächelnden Privatkundensparte. Zudem hatte im Vorjahr ein Sondereffekt das Handelsergebnis um 395 Millionen Euro in die Höhe getrieben. "Bereinigt um Sondereffekte haben wir das starke Vorjahresergebnis sogar übertroffen", sagte Weimer.
Im laufenden Jahr rechnet er erneut mit einem "soliden Ergebnis", das jedoch vermutlich nicht ganz an den Wert von 2013 herankommen wird. "Es sollte leicht darunter liegen", sagte Weimer. Die Bank geht unter anderem davon aus, dass die niedrigen Zinsen stärker auf das Ergebnis drücken werden, weil höher verzinste Anlagen und Kredite peu à peu auslaufen.
Weniger Geld für Unicredit
Die harte Kernkapitalquote der HVB stieg im vergangenen Jahr um 4,1 Prozentpunkte auf 21,5 Prozent. "Mir ist keine namhafte Bank in Europa bekannt, die da mithalten kann", sagte Weimer. Der Überschuss belief sich auf 1,1 Milliarden Euro, womit die Münchner wie im Vorjahr mehr Gewinn machten als die größeren Konkurrenten Deutsche Bank und Commerzbank zusammen.
An ihre krisengeschüttelte Mutter UniCredit, die 2013 einen Verlust von 14 Milliarden Euro schrieb, wollen die Münchener in diesem Jahr eine Dividende von 755 Millionen Euro überweisen. Dies entspricht in etwa dem Jahresgewinn abzüglich der Kosten für den Umbau des Privatkundengeschäfts. Eine Sonderdividende wie im Vorjahr, als die HVB insgesamt 2,5 Milliarden Euro nach Mailand überwies, sei nicht geplant, unterstrich Weimer. "Ich glaube auch, dass nicht zur Debatte steht, dass größere Beträge von der HVB an Kapital abgezogen werden."
Die Ratingagentur Fitch hatte mögliche Kapitalabflüsse an UniCredit kürzlich als größte Herausforderung für die HVB beschrieben. Weimer, der seinen Vertrag in München kürzlich bis Ende 2017 verlängert hatte, fürchtet dagegen nicht, dass die Italiener zu einer großen Belastung für seine Bank werden. "Wenn die Mutter uns in den Keller reißen würde, dann hätte ich keinen neuen Vertrag unterschrieben."
Quelle: ntv.de, sla/rts