Da braut sich was zusammen Ifo-Index sackt deutlich ab
24.08.2011, 10:21 Uhr
Eine Schlechtwetterfront am Konjunkturhimmel.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Wolken am Konjunkturhimmel werden immer schwärzer. Laut Ifo-Institut ist die Stimmung unter den deutschen Firmenchefs so schlecht wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Bereits im Juli hatte das wichtige Stimmungsbarometer nachgegeben. "Die deutsche Wirtschaft kann sich den weltweiten Turbulenzen nicht entziehen", erklärt Ifo-Chef Sinn.
Die deutschen Firmenchefs rechnen mit einer merklichen Konjunkturabkühlung. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im August auf 108,7 von 112,9 Punkten im Vormonat, teilte das Münchner Ifo-Institut mit. Das war das größte Minus seit November2008, als sich die Finanzkrise bereits deutlich abzeichnete.Experten hatten lediglich einen Rückgang auf 111,0 Zähler erwartet. "Die deutsche Wirtschaft kann sich den weltweiten Turbulenzen nicht entziehen", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.
Die 7000 befragten Manager schraubten vor allem ihre Geschäftserwartungen an das kommende halbe Jahr deutlich zurück. Das Barometer für die Konjunkturerwartungen fiel auf 100,1 Punkte von 105,0 Punkten im Vormonat. Hier hatten Analysten einen Wert von 103,0 Zählern vorausgesagt. Der Lage-Index ging auf 118,1 Punkte von 121,4 zurück. Hier wurden 120,0 Punkte vorhergesagt. Damit mehren sich die Anzeichen für ein schwaches zweites Halbjahr.
"Es droht keine Rezession"
Trotz starker Abkühlungstendenzen droht der deutschen Wirtschaft keine neue Krise. "Von einer Rezession würde ich im Moment nicht sprechen", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger . "Die Firmen haben schon noch ein Auftragspolster. Und nicht jede Abkühlung mündet in einer Rezession." Der Aufschwung verlangsame sich aber sehr deutlich.
Neben der Schuldenkrise in vielen Euro-Ländern bereite Sorge, dass sich die US-Konjunktur, die größte Volkswirtschaft der Welt, nur schwach entwickele: "Die USA sind der Knackpunkt für die Weltwirtschaft." Deutschland habe sich hier angesteckt. Europa müsse sparen und könne nicht die Konjunkturlokomotive sein.
Das Wachstum in Asien stütze die deutschen Firmen zwar, reiche aber allein nicht aus. Problematisch sei zudem, dass die Schuldenkrise in Europa auf größere Länder übergreife - zuletzt waren Italien und Frankreich an den Börsen unter Druck geraten. "Das ist ein Stück gefährlicher geworden."
ZEW-Index knickt ebenfalls weg
Am Dienstag waren bereits die ZEW-Konjunkturerwartungen von Börsenprofis auf den tiefsten Stand seit Dezember 2008 abgerutscht. Der Index fiel auf minus 37,6 nach minus 15,1 im Juli, wie das ZEW mitteilte. Volkswirte hatten lediglich mit einem Stand von minus 26,0 gerechnet.
Noch drastischer fiel der Rückgang bei der konjunkturellen Lagebeurteilung aus. Statt eines erwarteten Abrutschens auf plus 87,5 nach 90,6 Punkten im Vormonat, erreichte der Index stattdessen nur noch 53,5.
Das Bruttoinlandsprodukt hatte im zweiten Quartal nur noch um 0,1 Prozent zugelegt, nachdem es zu Jahresbeginn noch starke 1,3 Prozent waren. Die Bundesbank erwartet für die zweite Jahreshälfte eine Konjunkturabkühlung, aber keine Rezession. Für 2011 insgesamt sagt sie ein Plus von drei Prozent voraus nach 3,6 Prozent im Vorjahr.
Quelle: ntv.de, rts/DJ