Ka Geld, ka Musik Kostolany ist hochaktuell
14.09.2019, 10:25 Uhr
André Kostolany.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Vor 20 Jahren stirbt André Kostolany. Seine Börsenweisheiten haben bis heute Gültigkeit. Das gilt auch für seinen am häufigsten zitierten Spruch mit den Schlaftabletten.
Es ist nicht sein bekanntester Spruch, aber wahrscheinlich der, der heute die höchste Relevanz besitzt: "Ka Geld, ka Musik." Mit diesem Leitsatz, abgekupfert von einem ungarischen Straßenmusiker, drückte André Kostolany, auch Kosto genannt, aus, dass ohne Geld auch an den Börsen keine Musik spiele. Wenn es um Liquidität geht, gibt es für Anleger nur ein Motto: mehr.
Die vor allem liquiditätsgetriebene Hausse der zurückliegenden zehn Jahre an den Aktienmärkten stellt unter Beweis, dass diese Einschätzung heute genauso zutrifft wie vor 30, 40 oder 50 Jahren. Kostolany betrachtete die Liquiditätsversorgung und die Psychologie der Anleger als wichtigste mittelfristige Determinanten für die Entwicklung von Aktienkursen. Langfristig war jedoch auch für ihn der nachhaltige Unternehmenserfolg ausschlaggebend für die Aktienkursentwicklung.
"Kaufen Sie erstklassige Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und wenn Sie in einigen Jahren aufwachen, werden Sie eine angenehme Überraschung erleben." Das war und ist sicherlich der bekannteste Spruch des Börsenaltmeisters, aber auch der am häufigsten falsch interpretierte. Kostolany plädierte damit nämlich keineswegs für eine Buy and Hold-Strategie. Er empfahl nicht, Aktien bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu halten. Vielmehr handelte es sich eher um einen psychologischen Ratschlag, um Anleger vor hektischen, teuren Fehlreaktionen bei etwaigen Kursschwankungen und somit vor ihren eigenen typischen Schwächen zu schützen.
In eine ähnliche Richtung ging auch folgende Aussage: "An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1." Gemeint war, dass Börsen nie über einen längeren Zeitraum gerade nach oben steigen. Anleger müssen auch Rückschläge aushalten, also das minus 1, und sollten sich nicht von kurzzeitigen Korrekturen nach unten verrückt machen lassen.
Nicht dabei sein kostet Rendite

Marco Herrmann ist der Chef-Anlagestratege und geschäftsführender Gesellschafter der FIDUKA Depotverwaltung in München. Sie wurde 1971 von André Kostolany und Gottfried Heller gegründet und verwaltet Vermögen für Privatkunden, Firmen und Stiftungen. www.fiduka.de
Dazu passte auch diese Einschätzung: "Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen." Tatsächlich lässt sich statistisch belegen, dass beispielsweise auf Sicht von zehn Jahren die zehn besten Handelstage mit den größten Kursanstiegen für ein Gros der gesamten Rendite verantwortlich sind. An diesen Tagen gilt es möglichst stark investiert zu sein. Interessanterweise finden diese starken Kursanstiege häufig in einem eigentlich fallenden Umfeld statt, in dem der Druck auf die Anleger steigt, aus dem Markt auszusteigen. Aber genau das erweist sich meistens als falsch.
Kostolany hat stets plakativ für die Aktie geworben und sie damit einem breiten Anlegerpublikum nähergebracht - auch in der TV-Sendung Telebörse auf n-tv. Tatsächlich sind Aktien langfristig die beste liquide Anlageform. Im heutigen weltweiten Niedrigzinsumfeld gilt das womöglich sogar noch mehr als bisher. Denn dank Dividendenzahlungen und durch internes Wachstum der Unternehmen erzeugen sie den für die Vermögensbildung und Vermögensmehrung ausschlaggebenden Zinseszinseffekt. Diesen können Anleihen und andere liquide Anlageformen wie Tages- und Festgeld heute mangels Zinsen nicht mehr erzeugen.
Grundregeln weiter gültig
Anleger können also gerade im aktuellen, unsicheren und hektischen Umfeld, dem sie gegenwärtig bei ihren Anlageentscheidungen ausgesetzt sind, noch eine ganze Menge vom Börsenaltmeister lernen. Sein Werk umfasst 13 Bücher und mehrere Hundert Kolumnen in verschiedenen Wirtschaftspublikationen. Wenn man einige der dort beschriebenen Grundregeln bei der Zusammenstellung eines Portfolios beachtet und die Unternehmen, in die investiert werden soll, genau auf ihre Zukunftsfähigkeit sowie ihre betriebswirtschaftlichen Kennzahlen hin analysiert, dann bleibt die Aktie wohl auf lange Zeit die beste liquide Anlageform. Ein Aktienengagement kann nicht nur Vermögen schützen und gute Erträge liefern, sondern auch eine Menge Spaß machen.
Kurz vor seinem Tode fasste Kostolany, gefragt nach seiner Lebenserfahrung in einem Satz, seine zentrale Erkenntnis über sein Leben für und mit der Börse wie folgt zusammen: "Zu Beginn meiner Karriere war ich überzeugt, die Börse sei die spannendste Erfindung der Welt. Heute, im Alter, bin ich noch immer derselben Auffassung."
Quelle: ntv.de