Immer mehr Nudeln kommen per Post McKinsey warnt Einzelhändler
27.10.2013, 12:01 Uhr
Einkaufserlebnis online: Anfahrt, Parkplatzsuche und Schlangestehen an der Kasse sind verzichtbar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im deutschen Einkaufsverhalten zeichnen sich fundamentale Veränderungen ab: Nach Ansicht eines Logistikexperten werden viele Konsumenten schon bald ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln im Internet bestellen - mit konkreten Folgen nicht nur für Discounter.

Aufwändige Warenpräsentation: Noch bewegt sich die Mehrheit der Kunden selbst bis zum Regal.
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E s ist so weit: Das Internetnetzeitalter erfasst den Lebensmitteleinzelhandel und droht dabei, die gesamte Branche von Grund auf umzukrempeln. Der Online-Einkauf von Fleisch, Gemüse, Nudeln, Reis, Milch und Obst wird nach Einschätzung der Unternehmensberatung McKinsey in den kommenden Jahren deutlich zunehmen.
"Ich glaube, dass sich der Lebensmittel-Online-Handel durchsetzen wird", sagte Thomas Netzer, Partner und Logistikexperte bei McKinsey. "Wir gehen von einem Anteil von fünf Prozent bis zum Jahr 2020 aus", erklärte der Branchenbeobachter der "Wirtschaftswoche".
Dass der Trend zum Online-Einkauf auch vor Supermärkten und Discounter nicht haltmachen, lässt sich mit konkreten Zahlen belegen. Schon jetzt erzielen Online-Anbieter im Lebensmitteleinzelhandel bemerkenswerte Umsätze. Derzeit werden dem Bericht zufolge Lebensmittel im Wert von etwa 500 Millionen Euro jährlich via Internet eingekauft. Noch ist das insgesamt gesehen vergleichsweise wenig: Bei einem Gesamtumsatz der Branche von rund 200 Milliarden Euro entspricht der Online-Einkauf bislang lediglich einem Anteil zwischen 0,2 und 0,3 Prozent.
Zukunftsmarkt für die Post
"Jetzt kauft man noch italienische Trüffel übers Internet, am Ende aber wird sich Alltagsbedarf wie Nudeln und Toilettenpapier durchsetzen", meinte Netzer. Dabei dürften nicht nur die Online-Händler, sondern auch die Logistiker wie die Deutsche Post von dem neuen Geschäftsfeld profitieren.
"Wenn man annimmt, dass der Lebensmittel-Online-Markt auf zehn Milliarden Euro wächst, und einen durchschnittlichen Einkauf von 50 Euro zugrunde legt, wären das 200 Millionen zusätzliche Pakete - und damit 10 bis 15 Prozent des heutigen Paketmarkts", rechnet der Experte vor.
Leere Parkflächen, nutzlose Supermärkte?
Netzer erwartet, dass die Lieferkosten auch im Online-Handel mit Lebensmitteln rasch sinken dürften. "Die Kosten könnten bald bei rund zehn Euro liegen, rund sieben Euro für die Zusammenstellung und drei Euro für die Zustellung." Bei entsprechender Effizienz könnten die Logistikkosten dann nur noch 10 bis 15 Prozent über denen beim Laden-Einkauf liegen.
Sollte sich der Online-Einkauf im Lebensmittelsegment in Deutschland durchsetzen, dürften sich gravierende Folgen ergeben: Insbesondere in den Städten, wo sich Lebensmittellieferungen vergleichsweise kostengünstig anbieten lassen - und wo mit einem schnellen Wandel zu rechnen ist -, sieht sich der Gewerbeimmobilienmarkt womöglich schon bald mit Leerstandsrisiken im Segment der größeren Ladenflächen konfrontiert.
Auf dem Land wiederum dürfte die Umstellung auf eine Alltagsversorgung durch Online-Bestellung wohl mehr Zeit in Anspruch nehmen. Bei der Planung neuer Gewerbeflächen müssen diese Perspektiven allerdings schon heute berücksichtigt werden.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa