EU-Vertreter verrät Entscheidung Lettland bekommt den Euro
04.06.2013, 07:37 Uhr
Laura aus Lettland im EU-T-Shirt. Was hier noch zu groß aussieht, soll jetzt passen - der baltische Staat ist laut EU jetzt groß genug.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die EU-Kommission wird laut einem EU-Vertreter die Aufnahme Lettlands als 18. Mitglied der Euro-Zone empfehlen. Die Voraussetzungen seien erfüllt, heißt es. Befürworter sehen eine Stärkung der Währungsgemeinschaft. Kritiker fürchten, dass Lettland zum neuen Zypern für russische Sparer wird.
Lettland darf den Euro zum 1. Januar 2014 einführen. Das Land erfülle die Voraussetzungen für einen Euro-Beitritt, zitiert die "Berliner Zeitung" aus einer Expertise, die die EU-Kommission am Mittwoch vorstellen will. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete ebenfalls über die Entscheidung und berief sich auf einen EU-Vertreter. Ein Sprecher der Kommission lehnte einen Kommentar ab und verwies auf die offizielle Vorstellung der Expertise.
Lettland wollte den Euro bereits 2008 einführen, musste dies aber wegen der Finanzkrise verschieben. Im März hatte das Land dann offiziell einen Aufnahmeantrag auf Einführung des Euro gestellt. Die EU-Kommission ist nun offenbar zu dem Schluss gekommen, dass das Land die ökonomischen Voraussetzungen erfüllt. Bei der Inflationsrate habe Lettland mit 2,7 Prozent neben Schweden und Irland die niedrigste in der EU, heißt es im Kommissionsbericht.
Lettland hat nach der Finanzkrise 2008/09 eines der härtesten Sparprogramme in Europa durchgezogen, in dessen Folge die Wirtschaftsleistung des Landes um ein Fünftel schrumpfte. Dabei reduzierte Lettland sein Haushaltsdefizit unter die erforderliche Marke von drei Prozent des BIP auf nunmehr 1,2 Prozent. Die lettische Schuldenquote beträgt etwa 41 Prozent der Wirtschaftsleistung, was ebenfalls deutlich unter dem EU-Grenzwert von 60 Prozent liegt. Trotz eines Wirtschaftswachstums von zuletzt rund fünf Prozent gehört Lettland neben Bulgarien und Rumänien zu den ärmsten Ländern in Europa.
Der Beitritt des Baltikum-Landes zur Euro-Zone gilt auch als ein politisch gewolltes Signal, mit dem Vertrauen an Investoren ausgestrahlt werden soll. Denn drei Jahre nach Beginn der Schuldenkrise und immer wieder aufflammenden Spekulationen über ein Auseinanderbrechen des Euro wird die Währungsgemeinschaft nun nicht schrumpfen, sondern wachsen. In dem Bericht aus Brüssel gibt es der Zeitung zufolge auch kritische Stimmen. Nachdem Zypern als lukrativer Hafen für russische Sparer weggefallen ist, entdecken Großanleger aus Russland die Banken der alten Sowjetrepublik wieder. Die EU-Kommission beobachtet das mit Sorgen
Die Euro-Mitgliedschaft von Lettland muss von den Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel Ende Juni beschlossen werden. Auch das Europa-Parlament hat ein Wort mitzureden. Die formelle Aufnahme als 18. Mitglied der Währungsgemeinschaft muss dann im Juli von den Euro-Finanzministern besiegelt werden. Als nächster Beitrittskandidat gilt der lettische Nachbarstaat Litauen, dessen Aufnahme 2015 erfolgen könnte. Als erstes der drei baltischen EU-Mitgliedsländer hatte Estland den Euro 2011 eingeführt.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts