Überraschung im "Big Apple"Michael Bloomberg wird wieder Chef

Er macht Milliarden mit Daten rund um die und aus der Finanzwelt. Dann wird er Bürgermeister von New York. Nun kehrt Michael Bloomberg an die Spitze seines eigenen Konzerns zurück. Aber die Zeiten haben sich geändert.
Der New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg kehrt zurück zu seinen geschäftlichen Wurzeln. Der 72-Jährige rückt gegen Ende des Jahres wieder an die Spitze seines Finanzdaten- und Medienunternehmens Bloomberg. Der Konzerngründer wird den Chefsessel von Daniel Doctoroff übernehmen, der seit 2008 die Unternehmensgeschicke leitete.
Bloomberg habe keineswegs mit einer Rückkehr geliebäugelt, bevor sein Ausflug in die Politik von Big Apple beendet gewesen sei, hieß es in einer Mitteilung. "Allerdings habe ich gemerkt, dass je mehr ich mich wieder mit dem Unternehmen vertraut machte, desto spannender und interessanter fand ich es. Das ist zum Großteil das Verdienst von Dan. Ich habe mich wieder sehr stark in die Unternehmensangelegenheiten eingeschaltet. Das brachte Dan dazu, auf mich zuzukommen und vorzuschlagen, dass es das Beste für ihn sei, wenn die Leitung wieder in meine Hände zurückkehrt."
Einvernehmlicher Führungswechsel
Bloomberg gehört 88 Prozent des nach ihm benannten Konzerns. Er verfügt laut Forbes über ein Vermögen von 33 Milliarden Dollar. Der jetzige Schritt kommt völlig überraschend. Die meisten Beobachter hatten erwartet, dass sich Bloomberg nunmehr ganz auf seine karitativen Projekte konzentriert.
Der 56-jährige Doctoroff fungierte bereits als stellvertretender Bürgermeister in Bloombergs Administration und ist ehemaliger Manager einer Beteiligungsgesellschaft. In einer Mitteilung an sein Team machte er deutlich: "Ich sah mich immer als Mikes Stellvertreter im Unternehmen. Es ist und war immer sein Konzern. Angesichts seines neuaufgeflammten Interesses ist es nur natürlich, dass er das Unternehmen wieder leitet." Doctoroff will Bloomberg in der Führung des Finanzdatendienstleisters beraten.
Gute Arbeit
Nachdem Bloomberg die Firma 1981 gegründet hatte, baute er ein Daten- und Nachrichtenimperium auf. Dessen Terminals sind aus Handelsräumen von New York über Hongkong bis nach Frankfurt und auch aus Bankenbüros nicht mehr wegzudenken. Sie bieten nicht nur Zugang zu Marktdaten, sondern auch zu einer Flut an Nachrichten über Finanzergebnisse, Firmenübernahmen, Restaurantkritiken und sogar Sportergebnisse.
Dieses Jahr dürfte das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 9 Milliarden Dollar einfahren. Das sind annähernd 4 Milliarden Dollar mehr als zu der Zeit, als Doctoroff in Bloombergs Fußstapfen trat.
Eine neue Zeit
Nichtsdestotrotz kehrt Bloomberg in ein gänzlich anderes Umfeld zurück als jenes, das er 2002 hinter sich ließ, um Bürgermeister von New York zu werden. Zwar verfügt Bloomberg aktuell über rund 320.000 Terminal-Abonnenten. Damit ist die Firma unangefochtene Nummer eins mit einem weltweiten Marktanteil von fast einem Drittel. Doch das Wachstumstempo auf dem Markt für Finanzmarktdaten hat sich zuletzt erheblich verlangsamte. Die Banken reduzieren seit Ausbruch der Finanzkrise ihr Stammpersonal drastisch und somit auch den Bedarf an Terminals.
Zugleich spürt Bloomberg Konkurrenz ausgerechnet von den Finanzhäusern, die auf Gebieten wie der Nachrichtenübermittlung seine Kunden sind. Eine Gruppe von Banken, darunter Goldman Sachs, will den Softwareentwickler Perzo aufkaufen, um Alternativen zum Service von Bloomberg auszuloten, berichtete das "Wall Street Journal "