Wegen geheimer Beziehung Nestlé setzt seinen Konzernchef vor die Tür
01.09.2025, 21:17 Uhr Artikel anhören
Erst vor einem Jahr hat Laurent Freixe bei Nestlé die Führung übernommen. Jetzt ist der Konzernchef seinen Job schon wieder los. Grund ist eine nicht offengelegte Beziehung zu einer ihm unterstellten Mitarbeiterin. Seine Nachfolge tritt ein Konzernurgestein an.
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat Konzernchef Laurent Freixe mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Der Schritt folge auf eine Untersuchung zu einer nicht offengelegten "romantischen Beziehung" Freixes mit einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin, wie das Unternehmen in Vevey mitteilte.
Der Verwaltungsrat sah im Verhalten von Freixe einen Verstoß gegen den Nestlé-Verhaltenskodex sowie interne Richtlinien, wie es hieß. Freixe hatte erst im September 2024 die Führung bei Nestlé übernommen und damals den deutschen Manager und früheren Fresenius-Chef Mark Schneider abgelöst.
"Dies war eine notwendige Entscheidung", sagte Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke über die Entlassung. "Nestlés Werte und Governance bilden das solide Fundament unseres Unternehmens. Ich danke Laurent für seinen langjährigen Dienst für Nestlé." Zum neuen Konzernchef ernannte der Verwaltungsrat Nespresso-Chef Philipp Navratil. Über Navratil sagte Bulcke, er sei überzeugt, dass dieser die "Wachstumsstrategie mit hohem Tempo vorantreiben und unsere Effizienzmaßnahmen weiter beschleunigen wird". Der strategische Kurs werde nicht geändert.
Navratil ist seit 24 Jahren bei Nestlé. Er begann seine Karriere bei Nestlé 2001 als interner Prüfer. Nachdem er verschiedene kaufmännische Funktionen in Zentralamerika innehatte, wurde er 2009 zum Ländermanager für Nestlé Honduras ernannt. 2013 übernahm er die Leitung des Kaffee- und Getränkegeschäfts in Mexiko und wechselte 2020 in die strategische Geschäftseinheit Kaffee von Nestlé. Im Juli 2024 wechselte er zu Nespresso und trat am 1. Januar dieses Jahres in den Vorstand von Nestlé ein.
Höhere Marketingausgaben und gestiegene Rohstoffpreise hinterlassen beim Nahrungsmittelriesen derweil Bremsspuren. Der Gewinn des Unternehmens sank im ersten Halbjahr 2025 um 10,3 Prozent auf 5,07 Milliarden Franken, wie der Schweizer Konzern mitteilte. Der Konzern treibt nun den Umbau voran. Im Bereich Vitamine, Mineralstoffe und Nahrungsergänzungsmittel stellt Nestlé das Geschäft mit günstigeren Marken auf den Prüfstand. Dies könne zu einem Verkauf führen.
Nestlé mit rund 277.000 Beschäftigten ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt. Das Unternehmen vertreibt nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Marken in 185 Ländern und kommt auf einen Börsenwert von mehr als 200 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, jki/DJ/dpa/rts