Illegale Tests an Kindern Pfizer muss sich verantworten
30.06.2010, 07:41 UhrNigerianische Familien dürfen den weltgrößten Pharmakonzern in den USA für folgenschwere Medikamententests an ihren Kindern vor Gericht bringen. Der Oberste Gerichtshof in den USA weist den Einspruch des Pharmariesen ab. Die Tests liegen bereits vierzehn Jahre zurück.
Der Oberste Gerichtshof der USA hat den Einspruch des US-Pharmariesen Pfizer gegen ein Gerichtsverfahren wegen illegaler Arzneimitteltests an Kindern in Nigeria abgewiesen. Das Gericht in Washington nahm die Beschwerde am Dienstag nicht zur Verhandlung an. Damit blieb das Urteil eines Berufungsgericht in New York in Kraft, wonach der Fall der illegalen Tests vor Gericht verhandelt werden soll.
Pfizer hatte 1996 im nordnigerianischen Bundesstaat Kano sein antibiotisches Meningitis-Medikament Trovan an mehreren hundert Kindern getestet, während in der Region eine Epidemie von Meningitis, Masern und Cholera herrschte. Elf Kinder starben, 189 weitere erlitten körperliche Schäden. Pfizer versicherte, für die Tests die mündliche Einverständniserklärung der Eltern erhalten zu haben, was diese aber bestritten.
Entschädigungsregelung abgelehnt
Nach zweijährigem Rechtsstreit hatten sich Pfizer und der Bundesstaat Kano im Juli vergangenen Jahres außergerichtlich darauf geeinigt, dass der weltgrößte Pharmakonzern in der Angelegenheit 75 Mio. US-Dollar (53 Mio. Euro) zahlen solle. Davon sollten 35 Mio. US-Dollar an die Opfer der Medikamententests fließen, im Gegenzug sollte das Verfahren gegen Pfizer eingestellt werden.
Vergangenen Monat hatte aber eine Anwaltskanzlei, die die Familien von 192 Opfern der Tests vertritt, mitgeteilt, dass diese die Entschädigungsregelung ablehnten. Grund seien die Gentests, mit der Pfizer feststellen wollte, wer tatsächlich Anspruch auf Entschädigungen hat. Die Familien kritisierten, dass keine unabhängige Bestätigung für dieses Verfahren vorgesehen sei.
Pfizer äußerte sich in einer Erklärung enttäuscht über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs. Der Konzern sei aber weiter zuversichtlich, dass er letztlich Recht bekommen werde.
Quelle: ntv.de, rts