Wirtschaft

Niedrigere Zinsen für Athen und Dublin Rehn will Hilfen verbilligen

Olli Rehn

Olli Rehn

(Foto: picture alliance / dpa)

Irland und Griechenland sollten nach Auffassung von EU-Währungskommissar Olli Rehn die Hilfskredite der Europäischen Union und der Euro-Partnerländer zu niedrigeren Zinsen bekommen. Beim Beschluss der Rettungsprogramme im Frühjahr 2010 sei es vor allem darum gegangen, falsche Anreize für die überschuldeten Länder zu vermeiden. Doch jetzt komme es auf die Tragbarkeit der Staatsverschuldung an, sagte Rehn in Luxemburg.

Es sei deshalb zu rechtfertigen, dass die Zinsen von knapp sechs Prozent ermäßigt würden. Auch eine Verlängerung der Laufzeiten sei notwendig, damit Griechenland die hohen Tilgungsanforderungen 2014 und 2015 bewältigen könne.

Die gerade gewählte konservative irische Regierungspartei Fine Gael fordert niedrigere Zinsen für die Hilfskredite. Griechenland war schon Ende vergangenen Jahres eine Verlängerung der Laufzeiten seiner Kredite auf 7,5 Jahre zugesagt worden. Die Konditionen für die beiden Euro-Staaten, die als erste von den anderen Mitgliedstaaten mit Milliardengarantien vor der Pleite bewahrt werden mussten, sind ein Diskussionspunkt bei der umfassenden Strategie der Euro-Länder gegen die Schuldenkrise. Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone beraten darüber beim Sondergipfel am Freitag in Brüssel.

Gegenüber dem "Handelsblatt" erklärte Rehn zudem, bessere Kreditkonditionen ermöglichten es Griechenland, an einem Schuldenschnitt vorbeizukommen. Hinzu komme, dass das Land durch Privatisierungen 50 Milliarden Euro einnehmen könnte. Allerdings müsse es etwa zehn Jahre lang jährlich einen Haushaltsüberschuss erzielen, um ohne Restrukturierung seiner Schulden auszukommen.

Moody's senkt Griechen-Rating

Die Ratingagentur Moody's hegt große Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands. Sie senkte deshalb am Montag ihre Bonitätsnote für das hoch verschuldete Euro-Land gleich um drei Stufen von Ba1 auf B1. Griechische Staatsanleihen gelten damit als "hoch spekulativ" - selbst das politisch instabile Ägypten wird besser bewertet. Die Agentur behält sich noch weitere Herabstufungen vor, weil sie ein Scheitern des ambitionierten griechischen Sparprogramms befürchtet und geringere Staatseinnahmen befürchtet. Möglicherweise komme das Land nicht um eine Umschuldung herum, bei der die Gläubiger auf einem Teil ihrer Forderungen sitzenblieben. Die griechische Regierung bezeichnete die Herabstufung dagegen als "völlig ungerechtfertigt".

Athen kriegt wieder eins aufs Dach: Die Bonität Griechenlands bröckelt.

Athen kriegt wieder eins aufs Dach: Die Bonität Griechenlands bröckelt.

(Foto: picture alliance / dpa)

"In Zeiten einer schwachen Weltwirtschaft und nervöser Märkte kann eine unausgewogene und ungerechtfertigte Entscheidung wie die von Moody's heute zu einer zerstörerischen, sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden", kritisierte das Finanzministerium in Athen. Das Vorgehen zeige, dass Rating-Agenturen stärker kontrolliert werden müssten. Analysten halten die Entscheidung von Moody's dagegen für gerechtfertigt. "Das wird nicht die letzte Herabstufung Griechenlands sein", sagte Commerzbank-Experte Christoph Weil. "Die Märkte haben längst eingepreist, dass Griechenland nicht um eine Umschuldung herumkommt - die Ratingagenturen laufen den Märkten nur hinterher."

Mit der schlechteren Bonitätsnote wird es für Griechenland noch schwieriger, sich aus dem Schuldensumpf zu ziehen. Je schlechter die Kreditwürdigkeit und je größer damit das Ausfallrisiko eingestuft wird, desto höhere Zinsen verlangen Investoren im Gegenzug für ihr Geld. Der Zinsabstand für zehnjährige griechische Staatsanleihen gegenüber der deutschen Bundesanleihe erhöhte sich nach der Moody's-Entscheidung um acht Basispunkte auf 9,13 Prozent. Auch Kreditausfallversicherungen für fünfjährige Anleihen wurden teurer - nicht nur für griechische Papiere, sondern auch für Bonds aus anderen hoch verschuldeten Euro-Ländern wie Portugal und Spanien.

Quelle: ntv.de, rts

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