Schraubenkönig mit zwei linken Händen Reinhold Würth wird 75
20.04.2010, 11:48 Uhr
Reinhold Würth ist mit seinem Spitznamen nicht glücklich.
(Foto: dpa)
Er ist ein klassischer Selfmade-Unternehmer der Nachkriegszeit: Aus der kleinen Schraubenhandlung des Vaters macht Reinhold Würth im Laufe der Jahre einen Weltkonzern.
Geld alleine macht Milliardär und Schraubenkönig Reinhold Würth schon lange nicht mehr glücklich. "Wenn man so viel Vermögen hat wie ich, dann löst Geld keine großen Emotionen mehr aus", lautet ein Leitsatz des umtriebigen Managers. So ganz stimmt das aber nicht: Würth wurde 2008 wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt und ist seitdem vorbestraft. Eine Tatsache, die der langjährige Chef des Künzelsauer Handelskonzerns auch heute noch als absolute Ungerechtigkeit empfindet.
Wenige Wochen vor seinem 75. Geburtstag am 20. April tauchten zudem Meldungen auf, dass das Bundespräsidialamt prüft, Würth das 2005 verliehene Große Bundesverdienstkreuz wegen der Straftat abzuerkennen. Dazu wurde beim Stuttgarter Staatsministerium der Strafbefehl gegen den Unternehmer aus dem Mai 2008 angefordert. Das Bundespräsidialamt holte sich jedoch einen Korb, aus datenschutzrechtlichen Gründen wurde Einblick in die Akten verwehrt.
Als Konsequenz aus der Steueraffäre hat der Schraubenmilliardär, der keinen Hehl aus seiner Nähe zur FDP macht, seinen Wohnsitz mittlerweile nach Österreich verlegt. "Die Wunden sind verheilt, aber die Narben sind geblieben", lautete zuletzt das Fazit.
Handwerklich völlig unbegabt
Würth gilt als der klassische Selfmade-Unternehmer der Nachkriegszeit. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1954 musste er schon im Alter von 19 Jahren die Schraubenhandlung übernehmen. Aus dem kleinen Betrieb baute er über die Jahre das weltgrößte Handelsunternehmen für Befestigungs- und Montagetechnik auf. Er selbst ist handwerklich völlig unbegabt. "Ich bin überhaupt kein guter Heimwerker. Ich habe zwei linke Hände", sagt der Schraubenmilliardär über sich.

Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall: Würth ist ein begeisterter Kunstsammler.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Würth beschäftigt rund 58.600 Mitarbeiter im Konzern und erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2009 einen Umsatz von 3,76 Milliarden Euro. Aktuellere Finanzdaten hat das Unternehmen aus dem Hohenlohekreis noch nicht vorgelegt. Es gibt mehr als 400 Gesellschaften in 84 Ländern. In Deutschland beschäftigt die Würth- Gruppe Ende vergangenen Jahres insgesamt rund 16.400 Mitarbeiter. Trotz des Erfolgs ist Würth mit seinem Spitznamen nicht glücklich: "Den Begriff 'Schraubenkönig' finde ich unmöglich. So fühle ich mich wirklich nicht."
10.000 Kunstwerke im Depot
Aus der operativen Geschäftsleitung verabschiedete sich Reinhold Würth im Jahr 1994. Die Zügel aus der Hand gegeben hat der Firmenpatriarch damit aber nicht. "Ich habe das Unternehmen in eine Familienstiftung eingebracht, um es vor Unwägbarkeiten beim Erbgang zu schützen", erklärt der dreifache Vater. "Das ist auch ein großer Sicherheitsfaktor für die Mitarbeiter. Die wissen, wenn ich mal sterbe, dann passiert ihnen nichts."
Neben seiner Leidenschaft für das Fliegen ist Würth, dessen Vermögen das Magazin "Forbes" zuletzt auf 5,7 Milliarden Dollar (knapp 4,3 Milliarden Euro) schätzte, als begeisterter Kunstsammler bekannt. In seinen Depots lagern mehr als 10.000 Kunstwerke.
Der Unternehmer baute außerdem mehrere Museen. Am Stammsitz der Würth-Gruppe in Künzelsau eröffnete er 1991 das Museum Moderner Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Zehn Jahre später eröffnete er die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. Weitere Würth-Museen stehen im Elsass und in Spanien. Er unterstützt zudem zahlreiche soziale Projekte, wie ein Hotel, in dem behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam arbeiten.
Quelle: ntv.de, Bernd Glebe, dpa